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Keiner muss eine elektronische Patientenakte akzeptieren

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07.11.2024

Die öffentlichen Krankenkassen verschicken seit einer Weile enthusiastische Briefe mit der Nachricht, dass alle Versicherten ab Januar eine elektronische Patientenakte bekommen. Eine super Sache sei das. Und das Beste: Niemand muss irgendwas machen, es passiert ganz von alleine. An dieser Stelle legen die meisten das Schreiben vermutlich weg, erleichtert, dass nichts erledigt werden muss, und wenden sich anderen Dingen zu.

Wer noch ein bisschen weiterliest, erfährt, dass die elektronische Patientenakte (ePa) so praktisch sei, weil alle Ärzt*innen dann direkt sehen können, welche Behandlungen und Krankheiten die Person zur Akte vorher hatte und welche Medikamente verordnet wurden. Dazu sollen die Daten noch helfen, die Erforschung von Krankheiten und Medikamenten zu verbessern. Eine klassische Win-win-Situation: Alle haben was davon.

Das jedenfalls meinen die Krankenkassen, und ich gebe zu: Es klingt überzeugend. Auch die Kassen profitieren, denn die versprechen sich deutlich geringere Ausgaben, weil doppelte Behandlungen wegfielen und weniger Personal für die Verwaltung gebraucht werde. Da guckt das ultimative Digitalisierungsversprechen um die Ecke – oder auch die ultimative Digitalisierungsbedrohung, je nachdem, aus welcher Perspektive das Ganze betrachtet wird. Das Personal der Kassen ist möglicherweise nicht ganz so enthusiastisch, wenn ihre Stellen wegfallen.

Anne Roth gehört zu den Pionierinnen linker Netzpolitik. Für »nd« schreibt sie jeden ersten Montag im Monat über digitale Grundrechte und feministische Perspektiven auf Technik.

Das ist aber nicht der einzige Haken an der Sache. Vielleicht erinnern sich einige an die Meldungen über den Hacker-Angriff auf das englische Gesundheitssystem NHS im vergangenen Juni, der nicht nur den Ausfall von Operationen zur Folge hatte, sondern bei dem auch massenhaft Patient*innendaten gestohlen wurden. Oder an den in Schottland. In Bayern.........

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