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Füreinander einstehen

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19.12.2025

Der Wochenabschnitt Mikez erzählt von der Verwandlung Josefs – vom Gefangenen zum Herrscher über Ägypten. Josef deutet die Träume des Pharaos von den sieben fetten und sieben mageren Kühen und sagt damit sieben Jahre des Überflusses und sieben Jahre der Hungersnot voraus. Dank Josefs Weisheit bereitet sich Ägypten auf die Hungersnot vor, und bald kommen Menschen aus allen Ländern, um Brot zu kaufen. Unter ihnen sind auch Josefs Brüder, die nicht ahnen, dass der Mann, der vor ihnen steht, ebenjener Bruder ist, den sie einst verkauft haben.

Von diesem Moment an beginnt der zweite, tiefergehende Teil der Geschichte. Es ist nicht nur eine Begegnung zwischen Verwandten – es ist eine Konfrontation mit der Vergangenheit, mit Schuldgefühlen und der alten Wunde im Herzen des Volkes Israel. Denn gerade der Streit zwischen den Brüdern war der Grund für das erste Exil.

Warum verkauften die Brüder Josef? Die Weisen erklären: Jakow zeigte Josef besondere Liebe und schenkte ihm ein schönes Gewand. Wie Raschi und Onkelos schreiben, war Josef begabt und verstand die Lehre in größerer Tiefe als die anderen. Der Vater wollte seinen Eifer belohnen. Doch die Brüder sahen darin Ungerechtigkeit. Neid, Kränkung und Misstrauen spalteten sie (Bereschit Rabba 84,8).

Hinzu kamen Josefs Träume, in denen sich die Brüder vor ihm verneigen. Josef erzählte sie ohne böse Absicht, doch die Brüder sahen darin ein Zeichen von Überheblichkeit. Sie glaubten, Josef wolle über sie herrschen, und betrachteten ihn als Bedrohung.

Wie Raschi erklärt, sahen die........

© Juedische Allgemeine