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54 Minuten Horror am Bondi Beach

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17.12.2025

An einem warmen Sommerabend kommen mehr als 1000 Menschen zur alljährlichen Veranstaltung »Chanukah by the Sea«, die von Chabad anlässlich des ersten Abends des Lichterfests am berühmten Bondi Beach ausgerichtet wird. Es gibt ein Musikprogramm, traditionelles Essen und einen Streichelzoo für Kinder. Um 18.47 Uhr geht der erste Notruf bei der Polizei ein. Schüsse seien zu hören. Chaos bricht aus, Schreie und Blut füllen den Ort, der gerade noch voll festlicher Freude war. Plötzlich rennen am Strand Tausende Menschen um ihr Leben.

Beim schwersten antisemitischen Angriff auf australischem Boden wurden am Sonntag 15 Menschen ermordet und 43 verletzt, viele davon schwer. Das jüngste Opfer ist ein zehnjähriges Mädchen, das älteste ein 87-jähriger Schoa-Überlebender. Unter den Toten und Verletzten sind Eltern, die mit ihren Kindern zum Festival gekommen waren. Zeugen beschreiben Szenen, wie Erwachsene mit ihren Körpern Kinder schützten, als die ersten Schüsse fielen. Wie Fremde halfen, Verletzte in Sicherheit zu bringen.

Mehrere Gemeindemitglieder verloren an diesem Tag ihr Leben, darunter der Gastgeber, Rabbi Eli Schlanger, Vater von fünf Kindern und Seelsorger im Strafvollzug in New South Wales. Der 41-Jährige hatte erst vor sechs Wochen sein jüngstes Baby willkommen geheißen. Rabbi Yaakov Levitan, 39, war Vater von vier Kindern und Sekretär des Beit Din. Marika Pogány, 82, unterstützte seit zehn Jahren ehrenamtlich »Essen auf Rädern« und das Center of Activity Sydney, eine Organisation, die gemeinnützige Dienste für ältere jüdische Menschen anbietet.

Dan Elkayam, ein 27-jähriger Ingenieur aus Frankreich, arbeitete seit 2024 in Sydney und wurde erschossen, als er versuchte, ein junges Mädchen zu beschützen. Mit »tiefer Trauer« habe er von Elkayams Tod erfahren und spreche seinen Angehörigen sein Beileid aus und versichere die Solidarität der Nation, schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf X. Tibor Weitzen, 78, war mit Frau und Enkeln gekommen. Er war berühmt und beliebt für sein Lächeln und seine Gutmütigkeit. Er wurde erschossen, als er Edith Brutman, Vize-Präsidentin des regionalen B’nai B’rith, zu schützen versuchte. Vergeblich. Der 87-jährige Alex Kleytman hat mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder die Schoa in Sibirien überlebt. Mit seiner Frau Larisa war er später aus der Ukraine nach Australien ausgewandert. Kleytman schirmte sie mit seinem Körper vor Kugeln ab. Er rettete ihr Leben – und verlor das seine.

Kleytman schirmte seine Frau mit seinem Körper ab. Er rettete ihr Leben – und verlor das seine.

Die zehnjährige Matilda hatte mit ihrer sechsjährigen Schwester Spaß beim Chanukka-Fest am Strand. Als die Terroristen das Feuer eröffneten, wurde sie vor den Augen ihrer Schwester........

© Juedische Allgemeine