Adipositastherapie: Wer dünn sein will, soll leiden!
Ricarda Lang hat 40kg abgenommen. Eine in jedem Fall zu respektierende Leistung, findet Cynthia Tschoek. Aber die Gesellschaft sieht das offenbar anders: Es kommt drauf an, wie sehr sie dafür gelitten hat!
Vierzig Kilogramm – früher hätte man gesagt: „Das sind 160 Stück Butter!“ – hat die ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen im vergangenen Jahr abgenommen. Verdammt viel, wenn Sie mich fragen. Laut eigenen Angaben ohne jegliche Hilfsmittel, nur durch eine Ernährungsumstellung und Kraftsport. Hut ab! Ich empfand Frau Lang, auch wenn wir politisch oft nicht auf einer Linie liegen, schon immer als eine attraktive, gepflegte Frau, auch mit Mehrgewicht. Jetzt strahlt sie regelrecht.
Da könnte man doch einfach mal gratulieren und Anerkennung zollen, oder? Nee. Nicht in Deutschland, dem Land der Missgunst.
Die Tage begegnete mir auf der Facebookseite „Faktastisch“ ein Artikel über Ricarda Langs Gewichtsabnahme. Nicht der erste, aber die Kommentare darunter waren genau wie bei allen anderen. Hier ein paar Beispiele von vielen (Rechtschreibfehler inklusive):
Thomas M. schreibt: „Wenn die alte Disziplin hat fresse ich ein Besen. Ihr glaubt doch nicht das die zum Sport geht oder sich gesund ernährt [Lachsmileys]. Das ist ein klares Zeichen von Hilfe Spritze magenband oder sonstiges. Die kann auf nichts stolz sein weil sie es von alleine nicht schafft.“
Daniela M.: „Die hat doch 100 pro einfach nur abnehmspritzen genommen [Lachsmiley] da kann man ganz sicher 40 kilo in null komma nix abnehmen und braucht sich nicht mal anstrengen.“
Oliver B.: „Mit Kraftsport? Eher ein Magenband.“
Tim G.: „Die abnehmspritze offenbart wunderbar dass bodypositivity nur eine Ausrede dafür war, sich nicht die Arbeit machen zu müssen um gesund abzunehmen. Jetzt muss ma nur dafür zahlen“
Frank H. geht sogar noch weiter und unterstellt illegalen Drogenmissbrauch: „Mit Amphetamine! Appetitzügler aus den USA. ADHS Medikamente. [Lachsmileys] Von Bestechlichkeit gezeichneten Arzt. Oder von der Straße. Kotti gewesen?“
Zwischendrin gab es natürlich noch diejenigen, die ich gern „Pick-me-Ex-Dicke“ nenne: Diejenigen, die nach Bestätigung heischend betonen, dass sie das alles ja nicht nötig hatten und ohne Hilfe abgenommen haben, was sie moralisch selbstverständlich zu den besseren, überlegenen Ex-Dicken mache.
Puh!
Da hat eine Frau, die jahrelang wegen ihres Gewichts öffentlich gefatshamed wurde (die Gesellschaft meint offenbar, sie hätte ein Anrecht auf den Körper einer Politikerin), stark abgenommen (wie es ständig von ihr verlangt wurde, wohlgemerkt!) und der Preis, den sie dafür erntet, ist neben ein paar durchaus anerkennenden Kommentaren vor allem Spott und Häme in Form von geballter Unwissenheit, die mit einem erschreckendem Selbstbewusstsein zur Schau getragen wird. Plus allerlei Mutmaßungen. Hat man eigentlich über Reiner Calmund und Sigmar Gabriel so vom Leder gezogen, als diese (sogar mit medizinischer Hilfe!) drastisch an Gewicht verloren haben, oder steigert man sich hier wieder ganz besonders rein, weil es sich um eine Frau handelt – und dann auch noch eine von den Grünen?
„Einfach mehr bewegen und weniger fressen“, das wird den Dicken als Allheilmittel für ihre angeblich selbstverschuldete Misere angepriesen. Nicht nur von Alphakevins und........





















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