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Wie die KI Weihnachten zerstört

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Als ich mich neulich in ein Café in Toronto setzte, um dort zu arbeiten, erlebte ich den wahren Krieg gegen Weihnachten.

Ich hoffte auf das vertraute Summen von Gesprächen und Musik, stellte dann aber beim Eintreten überrascht fest, dass niemand sprach. Dennoch setzte ich mich mit meinem Notebook hin und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Aber etwas störte meine Konzentration empfindlich. Die Musik klang unheimlich. Ich hob den Kopf und lauschte zunehmend verstört.

Was zunächst wie eine Playlist mit Winterklassikern und Weihnachtsliedern schien, bot etwas ganz anderes. Die Melodien waren mehr oder weniger dieselben – erkennbar als „Stille Nacht“, „The First Noël“ und „Winter Wonderland“. Die Stimme jedoch war ein farblos ernster, langweiliger Bariton, der sich, wie ich fand, von nirgendwo nach nirgendwo mühte.

Schlimmer noch: Die Texte stimmten nicht. Und zwar enthielten sie nicht hier und da einen Fehler, sondern ein Muster von Fehlern. Verweise auf die Geburt Christi waren gestrichen und durch metaphysisches Geschwurbel ersetzt worden. Und auch die menschlichen Bezüge waren verschwunden.

In dem Liebeslied „Winter Wonderland“ sollten wir diese beiden schönen Zeilen über ein Paar hören, das Spazieren geht:

In the meadow we can build a snowman / Then pretend that he is Parson Brown

[Auf der Wiese können wir einen Schneemann bauen / Und dann so tun, als wäre er Pfarrer Brown]

Doch in dem Lied, das ich im Café hörte, war der Text verstümmelt worden:

In the meadow we can find a snowman / Then pretend that he is a nice old guy

[Auf der Wiese können wir einen........

© der Freitag