„Klimawandel? Es ist wohlfeil, nur auf die Superreichen zu gucken“, sagt Umweltethikerin
An der Marburger Universität findet im laufenden Wintersemester das Studium Generale unter dem Motto „Resilienz in der 2,5°-Welt“ statt. Dort referieren Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Fachrichtungen darüber, wie man sich am besten auf die Folgen einer ungebremsten Erderwärmung vorbereiten kann. Die Umweltethikerin Uta Eser ist eine der Referentinnen und spricht vorab über die Klimakrise und die Anpassung daran: als eine Frage der Gerechtigkeit.
der Freitag: Frau Eser, in der Vortragsreihe, an der Sie teilnehmen, geht es um die Frage, wie Menschen in einer Welt überleben, die 2,5 Grad wärmer wäre. Wie müssen wir uns das denn vorstellen? Und warum ist die Rede von Resilienz?
Uta Eser: Der Begriff „Resilienz“ wird von der Klimakrise bis zur psychischen Gesundheit für sehr unterschiedliche Phänomene angewendet. Solche Breitbandkonzepte sind mir etwas suspekt. Sie klingen wissenschaftlich, aber sagen wenig aus. Deshalb frage ich in meinem Vortrag nicht, wie eine resiliente Welt aussehen kann, sondern warum die Anpassung an den Klimawandel eine ethische Frage ist. Die Frage: „Wie können wir als Gesellschaft widerstandsfähig bleiben?“, ist ja insofern falsch, als es dieses „Wir“ nicht gibt. Ich würde von der Gerechtigkeitsperspektive aus lieber fragen: Wer ist wie vom Klimawandel betroffen und wer muss was dagegen tun?
Das ist auch der Ansatz der Klimagerechtigkeitsbewegung. Warum ist es so wichtig, die Frage nach Gerechtigkeit zu stellen?
Solange man bei dem generischen „Wir“ bleibt – „Wir sitzen alle im selben Boot, und deshalb müssen wir alle etwas tun“ –, guckt man nicht genau hin: Wem gehört eigentlich das Boot? Wer ist der Kapitän, wer ist der Steuermann, wer sind die Passagiere, und wer schaufelt unten im Maschinenraum die Kohlen in die Öfen und sieht überhaupt nicht, wo das Schiff hinfährt? Das suggeriert, alle seien in der gleichen Weise verantwortlich. Aber schon 1992, bei der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio, haben die Länder des Globalen Nordens anerkannt, dass sie aufgrund ihrer Geschichte, ihrer technischen Möglichkeiten und ihres Reichtums einen massiveren Einfluss auf die Umwelt hatten als die ärmeren Länder – und auch viel mehr Möglichkeiten haben, etwas zu verändern. Diese geteilte, aber unterschiedliche Verantwortung kommt leider in dem Umweltdiskurs zu selten zur Sprache.
Menschen, die in Hochhäusern wohnen ohne jedes Grün, leiden viel mehr unter den Folgen des Klimawandels als die mit gedämmten Einfamilienhäusern und Pool im Garten
Die diesjährige Klimakonferenz ging © der Freitag





















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