Queer auf Social Media: „Wenn man Vielfalt lebt, kann sich das auch wirtschaftlich lohnen“
Gemeinsam verfügen Sie über mehr als 100.000 Follower und sind so auch zur Stimmen der queeren Community ihrer Zeit in den sozialen Medien geworden. Ein Gespräch mit den Content Creators Sabine Kruschtinna und Fabian Grischkat.
Frau Krutschinna, Herr Grischkat, welche war die schlimmste Anfeindung, die Sie im Internet je lesen mussten?
Grischkat: Mir wurde erst kürzlich geschrieben, dass ich dankbar sein könnte, nicht zwischen 1933 und 1945, also in der Zeit des Nationalsozialismus, gelebt zu haben. Solche Kommentare sind leider fast schon Normalität für queere Menschen.
Krutschinna: Bei mir sind es häufig ähnliche Kommentare. Dazu kommen sexuell übergriffige Sachen, bei denen mir Bilder und Videos von nackten Körpern oder Körperteilen geschickt werden und ich darauf hingewiesen werde, dass ich ja auch „den richtigen Weg“ gehen könnte.
Wie schafft man es bei solchen Kommentaren, seine Selbstliebe aufrechtzuerhalten und nach außen zu transportieren?
Grischkat: Die ernüchternde Antwort ist, dass man gar keine andere Wahl hat, wenn man möchte, dass sich eine Gesellschaft weiterhin in eine freiheitliche Richtung bewegt und man als Vorbild vorangehen möchte. Wir werden zum Glück nicht nur mit Hass in den sozialen Medien konfrontiert. Auf einen Hasskommentar kommen mindestens fünf positive Kommentare.
Krutschinna: Familie und enge Freund:innen sind immer eine Anlaufstelle für mich. Ich weiß auch, wofür ich das alles mache. Wenn sich nur eine einzige Person durch meinen Content auf Social Media gesehen fühlt und mir das dann sogar per DM schreibt, bedeutet das so viel mehr als Hassnachrichten.
Dennoch wird immer häufiger digital versucht, queerfeindliche Narrative aufzubauen. Wie sehen diese aus?
Grischkat: Das ist sehr breit gefächert. Es fängt damit an, dass infrage gestellt wird, ob queere Menschen natürlich und richtig sind. Die AfD spricht von einer Propaganda und hat einen Antrag gestellt, dass sogenannte LGBTQ -Propaganda verboten werden soll. Queere Menschen werden als Sekte oder wie in Russland als extremistisch präsentiert. Vieles beruht auf der........
© Berliner Zeitung
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