Reise nach Shenzhen: Wie Huawei trotz Sanktionen erfolgreich wurde
„Ich bin gespannt, ob das klappt“, ruft ein Mitreisender und schaut erwartungsvoll in den Himmel. Wir sitzen bei strahlendem Sonnenschein in einem Park in Shenzhen, China, und haben gerade über eine App Kaffee per Drohne bestellt. Schon nach wenigen Minuten hören wir das bienenschwarmartige Surren der sich nähernden Drohne. Zielsicher landet sie auf dem Dach einer nahe gelegenen Station, um das Paket abzuliefern. Dort geben wir einen Code in ein Display ein. Mit einem leisen Geräusch öffnet sich dann eine Klappe und heraus kommt ein in einem kleinen Karton verpackter, frischer Eiskaffee.
Wie sinnvoll Kaffeelieferung per Drohne wirklich ist, darüber lässt sich streiten. Doch eines wird bei diesem Experiment schnell klar: Wer verstehen will, welche Technologien vielleicht schon morgen unsere Zukunft prägen könnten, muss hierherkommen, nach Shenzhen, in die „Stadt der Träume“, wie sie in China genannt wird.
Shenzhen liegt im Südosten Chinas und grenzt an die Sonderverwaltungszone Hongkong. In den 1980er-Jahren noch ein Fischerdorf, zählt die Metropole heute über 20 Millionen Einwohner und mehr Wolkenkratzer als jede andere Stadt der Welt. Nach Angaben der Vereinten Nationen war Shenzhen zwischen 1980 und 2010 die am schnellsten wachsende Stadt in der Geschichte der Menschheit.
Die hier ansässigen Technologiekonzerne sind Chinas Antwort auf das Silicon Valley und längst auch in Europa bekannte Namen: der Technologiegigant Tencent, der weltweit führende Drohnenhersteller DJI, der Smartphonehersteller und Netzwerkausrüster Huawei sowie BYD, das sich in wenigen Jahren vom Akkulieferanten für die Smartphonebranche zum Weltmarktführer für Elektroautos entwickelt hat.
Obwohl sich ein futuristisches Hochhaus an das andere reiht und es unzählige mehrspurige Straßen gibt, ist die Stadt so angelegt, dass man kaum merkt, dass hier über 20 Millionen Menschen leben. Das liegt vor allem an den vielen und großen Grünflächen, die von der Stadtverwaltung streng vorgeschrieben sind. Nachhaltigkeit findet sich aber auch dort, wo man sie nicht vermutet oder sieht: So haben einige Häuser Fensterscheiben, die gleichzeitig Solaranlagen sind.
Wer aus Berlin kommt, dem fällt vor allem die Sauberkeit der Stadt auf: Nirgendwo liegt Müll, überall herrscht Ordnung. Das liegt nicht zuletzt an den intelligenten Überwachungskameras, die überall zu sehen sind – selbst in den wenigen noch verbliebenen kleinen Gassen der „Altstadt“ aus den 1980er-Jahren, wo fernab der glitzernden Glasfassaden der Wolkenkratzer plötzlich auch Armut sichtbar wird. Denn Shenzhen ist eine Smart City: Die Überwachungskameras erstellen eine Art interaktive Karte der Stadt und melden Verstöße wie Verkehrsdelikte oder Diebstähle in Echtzeit an die Stadtverwaltung. Werden beispielsweise Müllsäcke in einer Straße nicht abgeholt, macht eine........
© Berliner Zeitung
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