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Peter Scholl-Latour: Ein Häretiker im „Zeitalter der medialen Massenverblödung“

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09.03.2024

Es gab nur wenige Talkshows-Couch, in denen er nicht zu Gast war und in seinem berühmten Nuscheln die Welt erklärte. Als Fernsehreporter war Peter Scholl-Latour eines der populärsten Gesichter, als Sachbuchautor brachte er es mit Büchern wie „Der Tod im Reisfeld“ und „Allah ist mit den Standhaften“ auf Millionenauflagen.

Scholl-Latour, 1924 in Bochum geboren, wuchs als Sohn eines Arztes in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Die Mutter stammte aus dem Elsass, der Vater aus Lothringen, die Affinität zu Frankreich und der französischen Kultur wurde ihm damit schon in die Wiege gelegt.

Die Eltern waren gegen den Nationalsozialismus eingestellt und schickten ihren Sohn auf ein katholisches Internat in der Schweiz, um ihm die Indoktrination durch das NS-Bildungssystem zu ersparen. Der junge Peter störte sich nicht an der klerikalen Ausrichtung, im Gegenteil, noch viele Jahrzehnte später betonte er, dass er dort Lektionen für das Leben vermittelt bekam und dass der dort praktizierte Katholizismus ihm einmal das Verständnis des Islams erleichtern sollte.

Es gab Dinge im Leben von „PSL“, über die er selbst nur selten und widerstrebend sprach. Etwa, dass er - Sohn einer jüdischen Mutter in Nationalsozialismus - als „Mischling ersten Grades“ Verfolgungen ausgesetzt war. Auf der Flucht vor den Nazis fiel er 1945 der Gestapo in die Hände, die Folter überlebte er nur knapp. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges brach er mit französischen Fallschirmjägern in Richtung Indochina auf. Scholl-Latours berufliches Leben war immer eine Suche nach den starken Gefühlen, „les émotions fortes“, wie er es selbst gern formulierte. Nur wenige können, wie er behaupten, praktisch alle Länder der Welt bereist,........

© Berliner Zeitung


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