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Kasachstan: Mit „multivektoraler“ Außenpolitik auch für den Westen attraktiv

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10.07.2024

Beim 24. Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in der kasachischen Hauptstadt Astana Anfang Juli: Präsident Kassym-Schomart Tokajew empfängt seine Gäste kerzengerade und milde lächelnd. Bis auf den indischen Premierminister Narendra Modi (was intern für einigen Gesprächsstoff sorgt) sind die Staatsoberhäupter aller SCO-Staaten im Palast der Unabhängigkeit versammelt, außerdem die sogenannten SCO-Dialogpartner und Beobachter. Sie vertreten deutlich mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung.

Als der russische Präsident Wladimir Putin seinem kasachischen Nachbarn die Hand reicht, scheint es für einen Augenblick, als schüttele der Gastgeber sie fester, sogar etwas länger, als das Protokoll es verlangt. Vielleicht ist es nur Einbildung – allerdings stellen die Beziehungen zwischen Moskau und Astana bis heute eine „special relationship“ dar. Russland ist das kasachische Tor zur Außenwelt: dank niedriger Handelsschranken, was dem Binnenstaat einen Zugang zu den Weltmärkten bietet. Flankiert wird das von engen Verbindungen der politischen Eliten und der anhaltenden Bedeutung des Russischen als zweiter Amts- und Verkehrssprache.

Die SCO wurde 2001 in der chinesischen Hauptstadt gegründet und dient dem Austausch und der Zusammenarbeit der Mitglieder in Fragen der Sicherheit sowie der Wirtschaft und des Handels. Neben der Volksrepublik China und Kasachstan gehören Indien, der Iran, Kirgistan, Pakistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan dazu – und seit neuestem auch Belarus als einziges zur Gänze europäisches Land. Weitere 14 Länder, darunter die Türkei, sind Dialogpartner; Afghanistan und die Mongolei genießen einen Beobachterstatus.

Anfang 2022 wurde Kasachstan von innenpolitischen Unruhen erschüttert, die das stabile und relativ liberale Selbstverständnis des zentralasiatischen Landes nachhaltig infrage stellten. Im Westen wurde Tokajew der Vorwurf........

© Berliner Zeitung


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