Zerfallende Elementargewalt nach Mahler: Teodor Currentzis dirigiert das SWR-Orchester
Gustav Mahlers Symphonik zerfällt in seiner letzten Schaffensphase: Die „Achte“ und das „Lied von der Erde“ werden durch Texte zusammengehalten, die „Siebente“ ist eine Suite, die „Neunte“ ein Satzzyklus von prekärem Zusammenhang, von der „Zehnten“ wird nur noch ein Adagio fertig, und die Vollendungsversuche von Cooke bis Gamzou klingen weder nach Mahler noch überzeugen sie als Satzfolge.
Was ein Defizit scheint, verdankt sich tatsächlich Mahlers Sensibilität: Bruckners prachtvoll inszenierte symphonische Totale ist bereits von ritueller Starre bedroht, und daran hat Mahler kompositorisch Kritik geübt und seine Musik lieber zerfallen lassen, als sie zu einem „Ganzen“ zu zwingen. Es käme somit nicht darauf an, Mahlers „Zehnte“ spekulativ zu „vollenden“, sondern ihre........
© Berliner Zeitung
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