Halbgötter im Bürgerformat: Barrie Kosky zeigt Händels „Hercules“ in der Komischen Oper
Georg Friedrich Händels zweites mythologisches Oratorium „Hercules“ – er und die vorangegangene „Semele“ werden zuweilen als erste echte englischsprachige Opern betrachtet – verwickelt den größten Helden der Antike in eine Zimmerschlacht. Nach einem letzten großen Kampf gegen den Herausforderer König Eurytos von Oichalia kehrt er mit dessen Tochter Iole als Kriegsgefangener nach Hause zurück und will sich zur Ruhe setzen.
Seine Frau Dejanira glaubt jedoch, dass er sich hinfort mit Iole vergnügen will. Sie macht ihn als Pantoffelheld herunter, er spielt sich mit vergangenen Heldentaten auf – beides pures Beziehungsgift. Um seine Liebe zurückzugewinnen, lässt Dejanira Hercules ein Hemd überreichen, das mit dem Blut des Kentauren Nessos getränkt ist, den Hercules einst erschlagen hat. Nessos hatte Dejanira gesagt, durch das Blut würde Hercules sich nie in eine andere Frau verlieben. Tatsächlich aber verbrennt es den Helden bei lebendigem Leibe.
An der Komischen Oper wurde „Hercules“ am Sonntag in der Regie von Barrie Kosky erstmals gezeigt, vorgestellt wurde die Produktion bereits im letzten Jahr in Frankfurt am Main. Kosky versteht sein Publikum zu unterhalten. Fragt man nach dem, was in dieser Inszenierung über das schlüssige und erzählerisch souveräne Arrangement der Figuren hinausgeht, wird es allerdings dünn.
Der von Katrin Lea Tag entworfene Bühnenraum trifft keine Entscheidungen, er ist von hellen Holzwänden umgrenzt........
© Berliner Zeitung
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