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Auf die Energiewende folgt die Moorwende: Schluss mit „subventionierter Unvernunft“

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25.07.2024

Dies ist ein Open-Source-Beitrag. Der Berliner Verlag gibt allen Interessierten die Möglichkeit, Texte mit inhaltlicher Relevanz und professionellen Qualitätsstandards anzubieten.

Vor den Toren Greifswalds, etwas nordöstlich, liegt ein Ort, an dem die Zeit vorbeizufließen scheint. Wer von hier den Blick hinüber zur Stadt richtet, wähnt sich in einem berühmten Gemälde eines berühmten Sohnes der Stadt, Caspar David Friedrichs „Wiesen bei Greifswald“. Alles hier wirkt wie damals, vor 200 Jahren. Die von Kirchen geprägte Stadtsilhouette, darüber der weite Himmel, davor die weiten Moorwiesen.

Diese Wiesen haben es Michael Succow, einem der weltweit profiliertesten Moorexperten, besonders angetan. Er wohnt am Rahmen des Gemäldes, von seinem Haus sind es nur ein paar Hundert Meter bis zum Caspar-David-Friedrich-Blick – so heißt die Kreisstraße 4 in diesem Abschnitt tatsächlich. Die Moorwiesen – gut erhalten, unbebaut, nicht entwässert – sind aus Succows Sicht nicht bloß Überbleibsel der Vergangenheit. Hier eröffnet sich auch ein Blick in die Zukunft. Eine Zukunft, in der Moore wieder Moore sein dürfen.

„Die traditionelle Bewirtschaftung von Moorböden durch Entwässerung ist vorbei“, sagt Succow nicht nur mit Blick auf die Wiesen vor Greifswald, sondern auf die Moore in Deutschland insgesamt. „Eine solche Bewirtschaftung ist nicht mehr verantwortbar.“ Mit dieser Sichtweise stehen Succow und andere Moorexperten nicht allein. Auch die Politik stellt sich mittlerweile darauf ein, dass in der Landwirtschaft ein ähnlich tiefgreifender Umbruch bevorsteht wie bei der Stromversorgung. Auf die Energiewende folgt die Moorwende.

•gestern

•vor 4 Std.

•gestern

Schauplatz dieser Moorwende ist das wohl vielfältigste Moorland Europas – von den regenreichen Küsten über die Mittelgebirge bis zum Alpenvorland. Allerdings auch eines der Länder, in denen natürlichen Mooren am konsequentesten der Garaus gemacht wurde. Weltweit liegt der Anteil der entwässerten Moore bei rund zehn Prozent. In Deutschland wurden in den zurückliegenden Jahrhunderten mehr als 90 Prozent der Moorflächen trockengelegt, vor allem für die Land- und Forstwirtschaft.

Dafür gab es damals gute Gründe. Vermeintlich nutzloses Land, schwammiges Nichtland im Grunde, wurde erschlossen und urbar gemacht. Was man noch nicht ahnte: Diese Art der Landgewinnung hinterlässt „Moorruinen“ – und die ruinieren das Klima.

Erst seit wenigen Jahren weiß man, welch wichtige Rolle diese Ökosysteme als sogenannte Kohlenstoffsenken spielen. In........

© Berliner Zeitung


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