House of One: Die Kosten steigen, Bau in Berlin ins Stocken geraten
Die freigelegten Grundmauern der Berliner Petrikirche sind mit Plastikplanen verhüllt. Sandsäcke sorgen dafür, dass der provisorische Schutz nicht davonfliegt. Historische Holzbohlen der Ruine wurden sorgsam abgedeckt. Nun steht allerdings zentimeterhoch Wasser darauf. In einer Ecke des Baugrundstückes fahren zwei Männer mit einem kleinen Bagger hin und her und verteilen etwas Erde. Nach echten Bauarbeiten sieht das nicht aus.
Es tut sich nicht viel auf dem Baugrundstück für das House of One auf dem Petriplatz in Mitte. Vor nunmehr drei Jahren wurden 71 Bohrpfähle in den Untergrund getrieben, auf denen das Gebäude einmal stehen soll. Ein Jahr später ist ein Grundstein gelegt worden. Seitdem – nichts. Nur die Kosten bewegen sich. Sie steigen, und zwar rasant. Seit im Jahr 2020 für das House of One eine Summe von etwa 47 Millionen Euro veranschlagt wurde, haben sich in Deutschland dem Statistischen Bundesamt zufolge die Baupreise um knapp 40 Prozent erhöht. Das bringt dieses Projekt ins Stocken. So verkündeten es die Projekttreiber zuletzt im vergangenen Sommer und versprachen, dass es von nun an aber schneller vorangehen soll. Allein – es tut sich noch immer nichts.
Und dabei soll an dieser Stelle doch irgendwann einmal etwas ganz Besonderes wachsen. Ein Sakralbau nämlich, den Menschen jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens für den Dialog der Religionen untereinander und mit der Stadtgesellschaft gemeinsam planen, errichten und nutzen können. Es entsteht so mitten in Berlin das Sinnbild eines Friedensschlusses dreier Religionen, die anderswo so oft für Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen herhalten mussten und müssen. Das Vorhaben hat international für Aufsehen gesorgt und findet Nachahmer.
Auf der Website klingt ja auch alles recht großartig. „Gebaut wird am Ursprungsort Berlins, wo vor über 800 Jahren die erste Kirche Berlins stand und das Miteinander von Stadt und Religion seinen Anfang nahm“, so heißt es in der Selbstbeschreibung des Projekts. Die historische Mitte der Stadt also. Ein Haus mit einer Synagoge, einer Kirche und einer Moschee unter einem Dach – in ihrer Mitte ein großer offener Begegnungsraum und all das auch noch auf den Fundamenten eines früheren Gotteshauses.
26.03.2024
26.03.2024
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26.03.2024
gestern
Mit diesem Bau sollen drei Religionen, die weltweit immer wieder zur Rechtfertigung kriegerischer Auseinandersetzungen herangezogen werden, ein Hoffnungszeichen in schwierigen Zeiten setzen. Symbolisch überhöht ist das Projekt also gleich in vielerlei Hinsicht.
In schwindelerregenden Höhen bewegen sich mittlerweile allerdings auch die Kalkulationen. Die angepeilten Kosten liegen aktuell bei knapp 70 Millionen Euro. Durch die Baupreissteigerungen ist es zu einer Finanzierungslücke gekommen. Es fehlt zurzeit ein kleiner einstelliger Millionenbetrag, und ohne den können Zuwendungen nicht ausgezahlt werden. Das ist das eine. Auf der anderen Seite stellt sich auch gerade jetzt eine Sinnfrage. Was kann ein solches Leuchtturmprojekt überhaupt bewirken, wenn erneute kriegerische Auseinandersetzungen im Nahen Osten bis in........
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