Bachmann-Preis 2024 für Tijan Sila: „Wir sind doch alle unsere eigenen Parodien“
Erneut ein starker Jahrgang beim Wettlesen der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, ein sehr starker. Ob das auch damit zu tun hat, dass manchmal etwas weniger riskiert wird und in diesem Jahr besonders viele Autoren und Autorinnen eingeladen waren, die schon recht oder sogar sehr erfolgreiche Romane in großen Verlagen veröffentlicht haben: schwer zu sagen. Es hat den Vorteil, dass Peinlichkeiten auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Es hat den Nachteil, dass zu viele leer ausgehen.
Der Juror Philipp Tingler, der übrigens mit großem Erfolg auf Nummer sicher gegangen war, rief während einer der teils milden, teils tüchtig turbulenten Diskussionen aus, nun werde die Jury doch wieder zu ihrer eigenen Parodie. Neben ihm saß die Jurorin Mithu Sanyal und sagte beiseite ihren schönsten Satz des Wettbewerbs: Wir seien doch alle unsere eigenen Parodien.
Man kann ihr an dieser Stelle nicht genug beipflichten und sollte das ins Leben und in jeden Moment auch des eigenen Lebens mitnehmen; und dabei war eine besondere Parodie da noch gar nicht über die Bühne gegangen. Es handelte sich hierbei am Sonntagvormittag um die Ermittlung der Preisvergabe selbst, die in einem neuerlich leicht veränderten Verfahren sich so verwirrend darstellte, dass man endlich einmal begriff, weshalb die Anwesenheit jenes friedlich mit unsereinem alternden Justiziars zwingend ist.
Die Vergabesituation war auch der eine ernstlich humoristische Moment des diesjährigen Wettbewerbs, gerade weil sich alle Mühe gaben, es trotzdem schön und irgendwie ein bisschen würdig zu gestalten. Der andere........
© Berliner Zeitung
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