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Folge der Besatzungszeit: Im Wald ist Berlin noch immer eine geteilte Stadt

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25.05.2024

Hier gibt es sie noch – die Armeen voller Soldaten, die dicht gedrängt in Reih und Glied stehen. Schier endlose Massen stehen links und rechts des Weges. Alles wirkt uniformiert. Unten der immergleiche Braunton, oben dieses markante dunkle Grün. So sehen sie auch hier aus, am Seddinsee in Berlin-Köpenick: die klassischen Kiefernwälder, die oft auch Baum-Armeen genannt werden.

Peter Harbauer, der Sprecher der Berliner Forsten, ist in dem Wald unterwegs, weil er so typisch ist für die Region: einer dieser märkischen Kiefernforste, wie es sie auch überall in Brandenburg gibt. Das Bundesland steht auf Platz fünf der waldreichsten Länder – und Berlin ist mit weitem Abstand die Großstadt mit dem meisten Wald: Es sind 18 Prozent der Fläche, in Hamburg sind es nur sieben Prozent.

„Berlin ist eine der waldreichsten Metropolen in ganz Europa“, sagt Harbauer, als er mit seinem Hund durch den Wald mit den 120 Jahre alten Kiefern spaziert. „Es gibt andere Städte, die mehr Wald besitzen, wie etwa Wien. Aber dort befindet sich der Wald oft außerhalb der Stadt.“ In Berlin ist der Wald ein wichtiger Teil der Stadt und reicht bis weit in die City.

Die Kiefer ist mit mehr als 60 Prozent klar dominant, aber ganz so eintönig ist die Welt des Waldes in der deutschen Hauptstadt dann doch nicht. Es gibt auch kunterbunte Mischwälder – und das hat einen besonderen historischen Grund, den die breite Öffentlichkeit gar nicht kennt: Es liegt an den Besatzungszonen nach dem Zweiten Weltkrieg und der Mauer. In Sachen Wald ist Berlin noch immer eine geteilte Stadt. Dabei gibt es nicht nur Unterschiede zwischen Ost und West, sondern auch zwischen der früheren amerikanischen und französischen Besatzungszone.

gestern

gestern

•vor 55 Min.

Hier in Köpenick war einst die sowjetische Zone. Für die Welt der Bäume in Berlin stehen bekannte Namen wie der Tiergarten, der allerdings ein Park ist; bekannte Wälder sind der Grunewald oder der Tegeler Forst. Oder die Köpenicker Wälder, die den größten zusammenhängenden Stadtwald in Berlin bilden und glatt 40 Prozent jenes Bezirks bedecken, der auch noch der wasserreichste ist.

Peter Harbauer geht am Ufer des Seddinsees entlang. Das Dach des Waldes besteht nur aus den Wipfeln von Kiefern, aber unter ihnen wachsen schon reichlich Laubbäume. Das Ziel ist, dass die Monokulturen der Kiefernwälder zu Mischwäldern werden, auch weil die in Zeiten des Klimawandels widerstandsfähiger sind. Und natürlich sind sie auch schöner als die reinen Waldarmeen.

Harbauer sagt, dass es inzwischen auch bei den Laubbäumen eine dominierende Art gibt: die Spätblühende Traubenkirsche. Das ist eine invasive Art, die aus Nordamerika stammt und schnell andere verdrängt. Der Förster knickt einen Ast ab und führt ihn an die Nase, das frische........

© Berliner Zeitung


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