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Olympiade mit zwei Spielen? Die Geschichte von antiken und modernen Olympischen Spielen

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22.07.2024

Pierre de Frédy, Baron de Coubertin, der „Erfinder“ der Olympischen Spiele der Neuzeit, ahnte nichts von Corona. Und doch verbindet Corona und Coubertin mehr als nur zwei Anfangsbuchstaben.

Coubertin und das von ihm gegründete Internationale Olympische Komitee legten vor 130 Jahren die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit auf das Jahr 1896. Die erste Olympiade der Antike begann im Jahr 776 vor unserer Zeit. Eine Olympiade ist ein Zyklus von vier Jahren, an dessen Anfang stets die Spiele in Olympia standen. Die 195. Olympiade hätte genau im Jahr 0 begonnen – nur gibt es kein Jahr 0. Stattdessen fängt unsere Zeitrechnung mit dem Jahr 1 an, und die Olympischen Spiele fielen fortan in die ungeraden Jahre – bis zur 293. Olympiade im Jahr 393. Hätte Coubertin dies berücksichtigt, wäre 1897 die bessere Wahl für die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit gewesen, denn in diesem Jahr begann die 669. Olympiade. Es waren die Corona-Pandemie und die dadurch von 2020 auf 2021 verschobenen Spiele in Tokio, die dies einmalig korrigierten: Im Jahr 2021 begann die 700. Olympiade.*

*Für unsere mathematisch interessierten Leser hier die Funktion der Jahreszahlen x der Olympiaden f(x) vor unserer Zeitrechnung: f(x) = ⌊0,25 x 195⌋ und in unserer Zeitrechnung: f(x) = ⌊0,25 x 194,75⌋

Am 26. Juli 2024 werden nun die zweiten Olympischen Sommerspiele innerhalb dieser 700. Olympiade eröffnet. Eine Olympiade mit zwei Olympischen Spielen? Gab es so etwas in 2800 Jahren olympischer Geschichte schon einmal? Und wie war das damals überhaupt im antiken Olympia?

Antworten auf diese Fragen hat Professor Klaus Hallof – hauptberuflich Altphilologe und Epigrafiker, zudem Vater der Autorin – von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seine Arbeitsstelle Inscriptiones Graecae (Lateinisch: „Griechische Inschriften“) ist ein Langzeitprojekt der Akademie, dessen Mitarbeiter bereits seit 1815 griechische Inschriften sammeln, entziffern und veröffentlichen. Viele antike Inschriften berichten von Olympiasiegern. Doch Namen und Geschichte von Olympioniken findet man nicht nur in Inschriften. Klaus Hallof erläutert die Quellenlage.

In Olympia selbst führte man seinerzeit Bücher, erzählt er; sie enthielten Listen mit den Namen aller Sieger, besondere Ereignisse, Sportgeschichten. Davon ist nichts erhalten. Doch antike Historiker nutzten die Spiele, um Ereignisse zu datieren. Sie nannten dazu den Sieger des betreffenden Jahres im Sprint, also etwa „im vierten Jahr der 27. Olympiade, die der Athener Eutybotos im Kurzstreckenlauf gewonnen hat“. Einige Abschriften solcher Werke haben die Zeit überdauert.

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20.07.2024

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Des weiteren sind Papyrus-Listen aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christus sowie einige........

© Berliner Zeitung


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