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Besser als Drogen: Wie ich durch Meditation in einen Glücksrausch geriet

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13.01.2024

Es war der letzte Abend meines ersten Meditations-Retreats und ich saß bei Kerzenschein allein in der Meditationshalle. Eine Woche lang hatte ich geschwiegen und von morgens bis abends nicht viel mehr gemacht als meditieren, immer schön abwechselnd im Sitzen und im Gehen. Es war keine einfache Woche für mich gewesen, und das lag weder am Schweigen noch am Meditieren, sondern vor allem an dem buddhistischen Lehrer, dessen Meditationsanleitungen und Vorträge allergische Reaktionen in mir ausgelöst hatten.

Seine Art zu sprechen war mir zu süßlich, und was er über Buddha, das Erwachen und die selbstlose Liebe zu sagen hatte, schien mir voll von Kitsch und antiquierter Metaphysik. Dazu die goldene Buddha-Statue, vor der der Lehrer saß, der penetrante Geruch der Räucherstäbchen. Da hätte ich auch in eine katholische Kirche gehen können, dachte ich wütend. Mein Einführungskurs in die Achtsamkeitsmeditation ein paar Monate zuvor war weltanschaulich neutral gewesen, andernfalls hätte ich mich gar nicht darauf eingelassen.

Trotz meiner inneren Widerstände hatte das Meditieren während des Retreats aber gut funktioniert. Über längere Phasen hinweg konnte ich mich relativ problemlos auf meinen Atem oder meine Körperempfindungen konzentrieren, und wenn mich wieder der Ärger über den Lehrer gepackt hatte, versuchte ich mich davon zu lösen, indem ich mir das Gefühl wie ein interessantes Zootier vor mein inneres Auge führte. So hatte ich es in dem Einführungskurs gelernt und dabei schnell gemerkt, dass mir die Achtsamkeitstechniken und das stille Sitzen sehr gut taten.

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An diesem letzten Abend des Retreats war ich in eine Art Meditations-Flow gekommen. Ich war hellwach und voll bei der Sache, hatte gleichzeitig das angenehme Gefühl, tief in mich eingesunken zu sein, und ich war in den vergangenen Tagen so ruhig geworden, dass ich meinen Herzschlag im ganzen Bauchraum spüren konnte. Nach dem Gong zur Nachtruhe blieb ich sitzen, weil ich neugierig war, wie lange der Zustand anhalten würde.

Plötzlich brach irgendwo tief in mir eine Flut von Glücksgefühlen los. Die Gefühle waren so stark, dass sie wie in einer Art Fontäne aufschossen. Freude, Liebe und Glück sprudelten mit einer Gewalt durch mich hindurch, die ich nie erlebt hatte. „Was zum Teufel ist das?“, dachte es in meinem Kopf, immer wieder, während die Gefühle weiter hochschossen wie aus einem Vulkan.

Wie lange das so ging, weiß ich nicht mehr genau, aber es muss mindestens eine halbe Stunde gewesen sein. Irgendwann beruhigte sich der........

© Berliner Zeitung


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