Kotti-Urgestein: „Schimmel, Kot und Urin – die Regierung gönnt uns das“
Zum 50. Geburtstag bekam Ercan Yasaorglu einen Revolver geschenkt. Erst dachte er, dass es Süßigkeiten seien, die ihm der Dealer so hübsch verpackt überreichte. Yasaorglu nahm das Geschenk nicht an und bat den großzügigen Dealer, der ihn einst töten wollte, es wieder an sich zu nehmen.
Yasaorglu hat viele solcher Geschichten zu erzählen. Seit 2009 ist er der Besitzer des Café Kotti, seit 1983 geht er hier ein und aus. Meistens findet man ihn an seinem Stammplatz am Kottbusser Tor an der Balustrade des Café Kotti. Von hier aus kann der 65-Jährige mit vollem, weißem Haar – Yasaorglu modelt gelegentlich – fast die gesamte Kreuzung überblicken. Und das tut er auch. Tagein, tagaus beobachtet er morgens ab 8 Uhr für ein paar Stunden und dann noch mal am Nachmittag ab 16 Uhr das rege Treiben.
Das Kottbusser Tor ist das Epizentrum für soziale Probleme und Kriminalität in Berlin. Drogensüchtige konsumieren in Haus- und U-Bahneingängen. Schamgefühle haben die meisten längst abgelegt. Von allen U-Bahnhöfen in Berlin werden hier außerdem mit Abstand die meisten Delikte mit Drogenbezug begangen – im Jahr 2023 waren es laut einer Antwort........
© Berliner Zeitung
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