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Das große Zapfenstreicheln

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30.12.2023

Januar

2023 knallt voll rein: In Neukölln und Schöneberg testen erlebnisorientierte Jugendliche die Resilienz von Feuerwehrleuten unter Feuerwerksbeschuss. Der CDU-Landesvorsitzende erkundigt sich nach den Vornamen der Täter, will ihnen aber keine personalisierten Kaffeetassen schicken. Kai Wegner wird erst des Rassismus geziehen und dann von vielen Berliner Muslimen zum Regierenden Bürgermeister gewählt.

Die Bahn startet ihr Jahr mit dem „Veganuary“: Vorstandschef Lutz setzt Prioritäten und posiert im Bordbistro mit fleischloser Currywurst. Die Gabel fährt ohne Betriebsstörung pünktlich in seinen Mund ein. Geht doch. Im Mai kommt das 49-Euro-Ticket. Der Haken am Schnäppchen: Wer es nutzen möchte, muss leider mit der Bahn verkehren. Deren Vorstand kassiert Millionenboni, weil das staatseigene Unternehmen seine Ziele erreicht – zumindest beim Thema „Frauen in Führung“. Die Beförderung Benachteiligter liegt der Bahn offenbar mehr als der allgemeine Personentransport.

27.12.2023

•vor 8 Std.

gestern

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28.12.2023

Schwerer Verlust für Unfallgaffer: Die Verteidigungsministerin tritt zurück. „Niemals geht man so ganz“ zapfenstreichelt das Stabsmusikkorps zum Abschied. Tatsächlich lebt Christine Lambrechts Überforderung in einigen Kabinettskollegen erkennbar fort. Der Nachfolger verströmt kerniges Kommiss-Aroma. Boris Pistorius gibt Deutschland noch „fünf bis acht Jahre“, dann steht der Russe auf dem Kurfürstendamm.

Februar

Annalena Baerbock erhält den Karnevalsorden „wider den tierischen Ernst“. Die Außenministerin macht Spaß, wenn auch unfreiwillig. Ihre Versprecher sind witziger als Jan Böhmermann. Sie erklärt Russland versehentlich den Krieg. Sie beglückt ihren saudischen Kollegen mit einer Broschüre über feministische Außenpolitik. Sie nennt Chinas Diktator einen Diktator. Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Diplomaten nur ausnahmsweise. Baerbocks größter Erfolg: Sie fordert eine „360-Grad-Wende“, und Putin gehorcht. Ihr tolldreistes Hantieren mit Werten und Moral lässt Sehnsucht nach Henry Kissinger aufkommen, und der hatte wirklich schmutzige Finger.

NRW-Innenminister Reul kündigt Weiterbildungsmaßnahmen für 10.000 Polizisten an. Es geht um die rückstandsarme Entfernung von an Straßen und Startbahnen haftenden Endzeitsektierern. Die nerven mehr als der unmittelbar bevorstehende Weltuntergang. Tatsächlich entwickeln Beamte bald eine gewisse Kunstfertigkeit darin, Gliedmaßen vom beziehungsweise mitsamt Asphalt zu befreien. Allerdings gelingt es niemandem, nicht mal hessischen Wählern, Nancy Faeser von ihrem Amt zu lösen.

Klima-Kleber: Mehr als 10.000 Polizisten lernen, Hände vom Asphalt zu lösen

08.02.2023

März

Die Remarque-Verfilmung „Im Westen nichts Neues“ räumt vier Oscars ab. Leider bedient das deutschstämmige Kulturprodukt negative Vorurteile über den Krieg an sich. Als wäre es nicht genug, dass soeben die Damen Schwarzer und Wagenknecht gemeinsam mit Zehntausenden Granatenleugnern am Brandenburger Tor aufmarschiert und dafür als schäbige Lumpenpazifistinnen decouvriert worden sind. Leoparden, Geparden und Marder müssen so lange befreit werden, bis entweder das Böse besiegt oder alle Guten verbraucht sind. Im Jahresverlauf kommt aus dem Osten nicht mehr viel Neues. Bachmut und Awdijiwka sind Upgrades der Schlachten von Verdun und an der Somme. An der Heimatfront scheint es eine Frage der Zeit, bis der erste Rüstungshersteller einen „Bambi“ fürs Lebenswerk erhält.

Damit der fast berstende Bundestag nicht über die Berliner Stadtgrenzen hinauswuchert, ändert die Ampel-Mehrheit das Wahlrecht. Das Resultat ist klärungsbedürftig, wieder einmal durchs Verfassungsgericht. Denn wer seinen Wahlkreis gewinnt – egal, wie deutlich – gelangt nun nicht mehr automatisch ins Parlament. Zudem verringert eine sinkende........

© Berliner Zeitung


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