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Denkmalschützer für Rettung des Jahnstadions: „Die Chancen stehen 50:50“

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15.11.2024

Der emeritierte Kunstgeschichtsprofessor Adrian von Buttlar stand lange an der Spitze des Landesdenkmalrats Berlin. Er hat viel für die Wertschätzung von Bauten der Ostmoderne getan. Aktuell setzt er sich für den Erhalt des Jahnstadions am Mauerpark im Prenzlauer Berg ein, gehört auch zu den Erstunterzeichnern einer entsprechenden Petition. Das Gespräch fand in seiner Wahlheimat Berlin statt.

Herr von Buttlar, der Abriss des Jahnstadions wurde am 4. November gerichtlich gestoppt. Viel ist noch nicht passiert. Nun müssen erst einmal Spatzen umgesiedelt werden. Es wurde Zeit gewonnen für den Kampf um den Erhalt des Stadions. Was ist das beste Argument dafür?

Ganz wichtig ist für mich die Erkenntnis, dass in Deutschland die Unzufriedenheit mit dem Zusammenwachsen seit der Wiedervereinigung größer geworden ist. Das hat zu tun mit dem Umgang mit Leistungen, die es in der DDR gab – bei allen Dissensen, manches war auch großartig. Dem muss man Rechnung tragen, und dazu gehört der Erhalt von wichtigen Bauten, in denen enorme emotionale Energien stecken. Es geht da um einen gewissen Respekt. Ich glaube, dass man mit überstürzten Abrissen, die sich jetzt wieder häufen, Leute vor den Kopf stößt und in die falschen Ecken treibt.

Was spricht noch gegen den Abriss?

Bei allen vernünftigen Leuten ist das Abreißen längst überholt als Strategie für den Umgang mit Bauten und mit der Stadt überhaupt. Wir müssen im Bestand bauen, müssen ertüchtigen, reparieren. Da geht es um die CO₂-Bilanz, um die sogenannte graue Energie. Die wird beim Abriss freigesetzt und beim Neubau. Das muss endlich in die Nutzen-Schadens-Bilanz einbezogen werden.

„Meinungsvielfalt in der Medienlandschaft“ – Verleger Holger Friedrich und Intendant Daniel Morgenroth im Dialog

vor 7 Std.

Wären nicht auch die 200 Millionen Euro für den Stadionneubau woanders besser angelegt?

Der finanzielle Rahmen ist ein weiterer Punkt, ja. Wir sehen in diesen Tagen doch gerade sehr deutlich, was in Berlin alles dringend finanziert werden muss, von der Mobilität über die Bildung bis zum Sozialen. Da muss man doch abwägen: Muss ich mit völlig hypertrophen Wünschen an ein Denkmal herangehen? Nur, um festzustellen: Das kann es nicht leisten, also muss ich es abreißen?........

© Berliner Zeitung


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