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«Das Leben ist kurz, putzen Sie weniger»: Warum dieser Werbeslogan ziemlich daneben ist

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23.09.2024

Kolumne

«Das Leben ist kurz, putzen Sie weniger»: Warum dieser Werbeslogan ziemlich daneben ist

In unserer Gastkolumne philosophiert Samantha Zaugg über den Sinn des Reinigens. Und darüber, was Putzen über die Gesellschaft aussagt.

Samantha Zaugg 23.09.2024, 05.00 Uhr

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Symbolbild: Keystone

Haben Sie sich schon gefragt, was Dreck eigentlich ist? Natürlich wissen alle, was damit gemeint ist. Aber wie würde man den Begriff jemandem erklären, der noch nie davon gehört hat?

Ich habe mich informiert. In der Reinigungsbranche ist die Definition: Materie an unerwünschter Stelle. Ziemlich pragmatisch. Reinigen, umgangssprachlich putzen, heisst also folgerichtig, Materie von unerwünschter Stelle entfernen.

Eine Tätigkeit, die Menschen immer wieder ausüben. Putzen ist ja endlos. Kaum hat man die Materie entfernt, so lagert sie sich wieder ab. Der Staub auf dem Bücherregal, der Kalk in der Badewanne, die undefinierbaren, aber hartnäckigen Partikel auf den Fensterscheiben.

Wie Sisyphos entfernt der Mensch Materie von Orten, wo sie nicht sein soll, nur um den Vorgang nach einer gewissen Zeit zu wiederholen. Fast schon poetisch.

Das ändert nichts daran, dass Putzen halt erledigt werden muss. Manchmal lustlos, manchmal freudig. Schliesslich ist es ein kleines Erfolgserlebnis, wenn etwas sauber ist.

Kurzum: Putzen gehört zum Leben. Ich verstehe nicht, wieso man es unbedingt vermeiden will. Vielleicht deshalb ist mir kürzlich eine Reklame aufgefallen.

Darin hiess es sinngemäss, das Leben sei zu kurz, man solle also seine Zeit nicht mit Putzen vergeuden. Das werbetreibende Unternehmen hatte natürlich die Lösung parat, schliesslich handelt es sich um eine Agentur, die Reinigungskräfte vermittelt. Die Schlussfolgerung: Die eigene Zeit besser nutzen und dafür jemand anderen putzen lassen.

Das lässt mich stutzig werden. Warum ist Putzen vergeudete Zeit? Und vor........

© Basellandschaftliche Zeitung


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