Olaf Scholz hängt an seiner abgewetzten schwarzen Aktentasche. Doch der prominente Kunde hat der Firma Bree kein Glück gebracht. Eine Glosse.

Mitte der 80er Jahre kaufte sich ein junger Mann aus Hamburg eine schwarze Ledertasche. Er war gerade Anwalt geworden und Anwälte brauchen Aktentaschen. Der Mann wird später ein ziemlich bekannter Politiker und ist heute immerhin Bundeskanzler. Es ist also viel passiert. Nur die Tasche blieb immer dieselbe.

Olaf Scholz selbst hat einmal verraten, dass ihn das Gepäckstück (Inhalt: Lesebrille, Tageszeitungen und, natürlich, Akten) seit vier Jahrzehnten auf sämtlichen Reisen und Terminen, ob dienstlich oder privat, begleitet. Und tatsächlich ist die Taschentreue des Kanzlers aktenkundig. Sie lässt sich mit Lichtbildaufnahmen im Wandel der Zeit belegen. Nur kurzzeitig scheint es mal eine Entfremdung von Tasche und Träger gegeben zu haben: Während seiner Zeit als Bundesarbeitsminister wurde Scholz mit einem etwas klobigen Pilotenkoffer erwischt.

"Es ist ja offensichtlich: Ich hänge sehr an dieser Tasche. Manche meiner Kollegen oder Mitarbeiterinnen finden, sie sei abgewetzt. Ich nenne es Patina", schrieb der Kanzler einmal unter ein Foto auf Instagram und versicherte: "Sie gefällt mir von Jahr zu Jahr besser."

Wer nun aber glaubt, das sei beste kostenlose Werbung für den Hersteller, könnte sich täuschen. Die einstige Kultmarke Bree, übrigens genau wie Scholz in Niedersachsen geboren und später nach Hamburg umgezogen, ist pleite. Wir wollen keinesfalls so weit gehen, dem Kanzler auch noch dafür die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Denn, selbst wenn man das bei der CSU nicht gerne hören wird, es gibt durchaus Indizien dafür, dass die Ampel nicht an allem Übel dieser Welt schuld ist.

Andererseits: Nehmen wir mal an, Olaf Scholz hätte sich, sagen wir mal, wenigstens alle drei Jahre ein neues Exemplar seiner Aktentasche zugelegt. Womöglich wäre die Geschichte dann ganz anders ausgegangen.

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QOSHE - Seit 40 Jahren dieselbe - Hersteller der Kanzler-Tasche ist pleite - Michael Stifter
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Seit 40 Jahren dieselbe - Hersteller der Kanzler-Tasche ist pleite

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12.01.2024

Olaf Scholz hängt an seiner abgewetzten schwarzen Aktentasche. Doch der prominente Kunde hat der Firma Bree kein Glück gebracht. Eine Glosse.

Mitte der 80er Jahre kaufte sich ein junger Mann aus Hamburg eine schwarze Ledertasche. Er war gerade Anwalt geworden und Anwälte brauchen Aktentaschen. Der Mann wird später ein ziemlich bekannter Politiker und ist heute immerhin Bundeskanzler. Es ist also viel passiert. Nur die Tasche blieb immer dieselbe.

Olaf Scholz selbst hat einmal verraten, dass ihn das Gepäckstück (Inhalt: Lesebrille, Tageszeitungen und, natürlich, Akten)........

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