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Rapid Wien im Dilemma! Die Hintergründe

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Aus der großen Chance wurde das große Chaos. Nirgends geht das so schnell wie beim SK Rapid Wien. Im September wurde vom Titel geträumt. Anfang Dezember pfiffen Rapid-Fans ihre Mannschaft minutenlang aus.

Dabei war alles angerichtet für den Rekordmeister, der seit 2008 auf einen Titel wartet: die Konkurrenz schwächelt, dazu hat Rapid 61 Millionen Euro Rekordumsatz erzielt und so viel Geld wie noch nie in den Kader gesteckt. Wann, wenn nicht jetzt? Nun aber ist Rapid Letzter im Europacup, in der Liga nur Siebenter. Der neue Trainer Peter Stöger wurde – trotz Vertrags bis Sommer 2027 – nach 187 Tagen schon wieder gefeuert. Das Millionen-Team steht heftig in der Kritik. Zuletzt setzte es, erstmals seit 20 Jahren, fünf Pleiten hintereinander.

Rapid steckt in einer Krise. Schon wieder. Dem Verein sind aktuell grobe Fehler unterlaufen – aber die Probleme reichen tiefer. Im Grunde geht es um die Frage, ob der Millionenbetrieb Rapid auf die Besten setzt. Oder bloß auf die besten Freunde.

Die WZ hat in den Maschinenraum des Vereins geblickt – und zeichnet die (vermeidbare) Fehlerkette nach.

Eigentlich war Rapid auf dem richtigen Weg. Die Klubbosse um Ex-ORF-Chef Alexander Wrabetz und Milliardär Michael Tojner hatten vor drei Jahren versprochen, „alles dem sportlichen Erfolg unterzuordnen“.

Rapid sollte künftig modern, offensiv und intensiv spielen. Ende 2023 übernahm – nach drei Rapid-Legenden – der Deutsche Robert Klauß als Trainer; ein moderner Taktikfreak, der unter Kapazundern wie Julian Nagelsmann gearbeitet hatte. Die Folge: begeisternder Offensiv-Fußball. Im Europacup zog man gar ins Viertelfinale ein – der größte internationale Erfolg seit fast 30 Jahren. Millionen flossen so in die Vereinskasse.

Dann aber folgte der Absturz. Rapid verlor und verlor. Intern hieß es: Klauß habe die Mannschaft verloren. Einer, der mittendrin war, erzählt der WZ, dass Führungsspieler mehr Mitsprache gefordert hätten, Klauß aber unnahbar, selbstherrlich und kühl agiert haben soll. Als Stürmerstar Guido Burgstaller Ende 2024 vor einem Wiener Lokal niedergeschlagen wurde und lange ausfiel, soll sich Klauß kaum bei ihm gemeldet haben, „danach war er bei vielen in der Mannschaft unten durch“, wird erzählt. Im April musste der Deutsche gehen, klubintern wurden ihm zwischenmenschliche Defizite sowie fehlende Kommunikationsfähigkeit nachgesagt.

Heute weiß man: Damit begann das Dilemma. Rapid suchte nun keinen Trainer, der die angriffige Spielweise fortführen würde, sondern einen Mann mit Einfühlungsvermögen. Peter Stöger, 59, wurde verpflichtet, ein einstiger Meistertrainer, der zuletzt für den TV-Sender Sky als Experte auftrat – und als Menschenfänger gilt. Der Neue barg aber auch viel Risiko: Stögers Erfolge liegen fast zehn Jahre zurück, dazu steht er nicht für den von Rapid gewünschten Offensivfußball. Im Gegenteil. „Peter Stöger ist jemand, der es schafft, eine gute Stimmung zu erzeugen“, erklärte sein Ex-Spieler Florian........

© Wiener Zeitung