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Sao Paulo: Über 1000 Menschen bei internationalistischer, antiimperialistischer und sozialistischer Kundgebung

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16.12.2025

Delegationen aus 17 Ländern und Hunderte brasilianische Linke aus dem ganzen Land nahmen an der Kundgebung teil, mit der die XIV. Konferenz der Trotzkistischen Fraktion für die Vierte Internationale eröffnet wurde.

Das bedeutende Gebäude „Casa de Portugal“ in São Paulo war Schauplatz eines wichtigen Ereignisses für die brasilianische Linke. Mit mehr als 1.000 Teilnehmer:innen fand dort die große internationalistische, antiimperialistische und sozialistische Kundgebung statt, die den Auftakt zur XIV. Konferenz der Trotzkistischen Fraktion für die Vierte Internationale bildete.

An der Veranstaltung nahmen Delegationen aus 17 Ländern nahmen teil. Sie standunter dem Motto „Gegen Trump, Imperialismus und Sparpolitik, vereint die Arbeiter:innenklasse und die Jugend“. Vertreten waren Genoss:innen aus Argentinien, Frankreich, den Vereinigten Staaten, Mexiko, Chile, Bolivien, Uruguay, Venezuela, Peru, Spanien, Deutschland, Italien und Costa Rica sowie Gäste aus Südkorea, Belgien, Angola und der Demokratischen Republik Kongo. Aus Brasilien reisten Gruppen aus zahlreichen Städten und Regionen an, um an der Kundgebung in São Paulo teilzunehmen.

Angesichts der kapitalistischen Barbarei, die sich vor unseren Augen verschärft — mit dem Wettrüsten in Europa, den Vereinigten Staaten und Asien, dem Genozid in Gaza, dem Krieg in der Ukraine sowie Trumps Massenabschiebungen und seinen rassistischen und antimuslimischen Kampagnen gegen die afrikanische Bevölkerung von Somalia bis Südafrika —, ist es dringend notwendig, dass eine andere Stimme hörbar wird: die Stimme der Arbeiter:innen und unterdrückten Völker der Welt. Es ist notwendig, ein Instrument von und für Arbeiter:innen, Jugendliche, Studierende, Frauen, Schwarze Menschen, Indigene und queere Personen aufzubauen: ihre internationale Organisation gegen die reaktionäre Internationale der Bourgeoisie.

Entsprechend war die kämpferische Stimmung im Casa de Portugal deutlich spürbar. Die antimilitaristische Kundgebung richtete sich direkt gegen Trumps Aggression gegen Venezuela und seine neue militaristische Politik gegen Lateinamerika, gegen den Wettlauf der imperialistischen Mächte Richtung Krieg und gegen all diejenigen richtet, die die Wiederaufrüstung als Voraussetzung für „Frieden” darstellen oder die Interessen eines der imperialistischen Staaten verteidigen.

Zu Beginn der Veranstaltung verurteilte Tristan Taylor, Aktivist von Black Lives Matter und den No-Kings-Demonstrationen in den USA und Mitglied von Left Voice, die kriegerischen Aktivitäten der Vereinigten Staaten und den militaristischen Wettlauf des Yankee-Imperialismus. Dieser diene dem Versuch seinen hegemonialen Niedergang aufzuhalten und die Interessen der Kapitalist:innen zu verteidigen:

„Zuerst will ich sagen: Die Jugend und die Arbeiter:innenklasse in den USA erheben sich mit aller Kraft gegen Trump. Und ein immer größerer Teil der Jugend und der Arbeiter:innen steht Seite an Seite mit euch allen, mit den Brasilianer:innen und Lateinamerikaner:innen, wenn wir rufen: Trump raus aus Venezuela, Trump raus aus Brasilien und Trump raus aus ganz Lateinamerika! 

In einer Zeit der internationalen Neuordnung, in der die hegemoniale Position der USA in der Weltordnung schwächer wird, ist die Kontrolle der USA über Lateinamerika von entscheidender Bedeutung für den Versuch, die eigene Dominanz in der Region durch militärische Interventionen, internationale Verschuldung und Sparpolitik zu aufrechtzuerhalten. Diese nationalistische, äußerst reaktionäre Politik äußert sich in offenem Rassismus gegenüber Migrant:innen, Arbeiter:innen ohne Papiere und allen „Mexikaner:innen”, wie Lateinamerikaner:innen von Rassist:inneen in den USA pauschal bezeichnet werden. Aber Antiimperialismus fließt in den Adern einer großen Zahl von Aktivist:innen in den USA, und nicht nur dort. Das Bewusstsein, dass die Aktionen des US-Imperialismus den Interessen der amerikanischen Arbeiter:innenklasse gegenüberstehen, ist weit verbreitet. Die extreme Rechte versucht, dieses Gefühl in Ermangelung einer revolutionären Alternative auszunutzen, aber sie ist nicht in der Lage, den Weg zu einer unabhängigen, revolutionären und antiimperialistischen Politik vollständig zu blockieren.“

“Die multiethnische Arbeiter:innenklasse der USA verdient eine eigene Partei. Wir können unsere Politik nicht länger an die Demokratische Partei binden und dabei der Illusion erliegen, die Interessen der Arbeiter:innenklasse, der unterdrückten Völker, mit und ohne Papiere, ließen sich innerhalb der Grenzen einer imperialistischen und kapitalistischen Partei zu verteidigen. Die Demokratische Partei ist die Partei der Wall Street, des Neoliberalismus und des Genozids. Als Left Voice fordern wir die Democratic Socialist of America (DSA) dazu auf, mit den Demokraten zu brechen. Als größte sozialistische Organisation des Landes tragen sie eine besondere Verantwortung für die Gründung oder für die Verhinderung der Gründung einer neuen Partei. Wir sagen: Die Partei, die wir brauchen, muss alle Arbeiter:innen vereinen, unabhängig davon, ob sie einen legalen Status haben oder nicht. Wir brauchen eine wirklich antiimperialistische Partei, die mit jeder Faser ihres Körpers gegen die chauvinistische Ideologie und Politik der amerikanischen herrschenden Klasse kämpft.“

Direkt aus Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, kamen Grüße von unserer Genossin Suhey Ochôa. Sie ist Aktivistin der Liga de los Trabajadores por el Socialismo (LTS, Liga der Arbeiter:innen für den Sozialismus) und Pão e Rosas (Brot und Rosen) und verurteilte die Einmischung der USA in der Karibik und in ganz Lateinamerika:

„Genoss:innen, wir grüßen euch aus Venezuela, einem Land, das unter Trump von der imperialistischen Aggression bedroht wird und unter einem politischen Regime lebt, das sich keineswegs auf die Mobilisierung der Massen stützt, sondern sie unter die Knute einer „zivil-militärisch-polizeilichen” Regierung stellt, wie sie sich selbst bezeichnet. Heute, in einer Welt, die vom verschärften Wettbewerb zwischen den kapitalistischen Mächten geprägt ist, in der die dem Weltkapitalismus untergeordneten Länder nur als Schachfiguren betrachtet werden und in der der Kampf um die Ausbeutung unserer Ressourcen und die Unterwerfung unserer Völker immer härter wird, ist es eine grundlegende internationalistische Pflicht, sich entschlossen gegen Trumps Versuch zu stellen, seinen imperialistischen Willen in Venezuela durchzusetzen. Seine Aggression muss besiegt werden!“

“Die Regierung selbst trägt mit ihrer reaktionären, arbeiter:innen- und volksfeindlichen Politik dazu bei, die Unterstützung der Bevölkerung zu verspielen. Seit mehr als einem Jahrzehnt werden brutale kapitalistische Sparmaßnahmen gegen die Lebensbedingungen der Bevölkerung durchgesetzt. Löhne und Rechte, die die venezolanischen Arbeiter:innen im Laufe des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts erkämpft hatten, werden zerstört. Die beste Garantie gegen die Bestrebungen einer noch größeren Unterwerfung unter die Pläne des imperialistischen Kapitals ist die Existenz einer aktiven, kraftvollen Massenbewegung. Deshalb erheben wir die antiimperialistischen Fahnen, stellen uns den neokolonialen Ambitionen Trumps entgegen, lehnen gleichzeitig die interne Repression ab und fordern die Wiederherstellung der demokratischen Freiheiten, der Versammlungs- und Organisationsfreiheit der arbeitenden Bevölkerung.“

Anasse Kazib aus Paris, Sprecher von Révolution Permanente, Eisenbahner und Sohn marokkanischer Eltern, prangerte den Weltimperialismus und seinen Rüstungswettlauf scharf an. In Frankreich wird dieser unter anderem durch die Äußerung des Verteidigungsministers verkörpert, dass „die französische Bevölkerung sich darauf vorbereiten sollte, dass ihre Kinder im Krieg sterben“.

„Um zu verdeutlichen, was derzeit geschieht: Ende November erklärte der Stabschef der Streitkräfte unter Macron, wir müssten ‚bereit sein, unsere Kinder zu opfern‘ und ‚wirtschaftliche Einbußen hinzunehmen, da die Prioritäten auf die Rüstungsproduktion gelegt werden‘. Das zeigt unmissverständlich die Pläne der herrschenden Klassen Europas und das, was Revolutionär:innen zu erwarten haben. Die europäische Bourgeoisie, die sich im Niedergang befindet, ist in Panik und bereitet sich darauf vor, ihre Interessen mit Waffen in der Hand zu verteidigen. Ein französischer Historiker sagte einmal: ‚Krieg zu führen ist niemals etwas Natürliches: Man muss überzeugen, mobilisieren, der Gewalt einen Sinn geben.‘ So werden in vielen Ländern Soldat:innen in die Schulen geschickt, um schon die Jüngsten zu erreichen, es werden groß angelegte Militärübungen organisiert, um die Bevölkerung an die Präsenz des Militärs zu gewöhnen, und vor allem wird der Wehrdienst wieder eingeführt.“

Anasse war an den großen Mobilisierungen gegen Macron und die Fünfte Republik beteiligt. Er stellte sich gegen die Rentenreformen, kämpfte gegen die rassistischen Angriffe des Staates auf Schwarze Jugendliche und gegen Polizeigewalt. Zudem war er auch einer der Sprecher der Solidaritätsbewegung mit Palästina, wofür er nun vom französischen Staat vor Gericht gestellt wird.

“Seit Beginn des Genozids in Gaza haben Israels Unterstützer:innen wie nie zuvor Demonstrationsverbote verhängt und Gerichtsverfahren gegen politische Gegner:innen verstärkt. Im Juni 2026 werde ich gemeinsam mit einem weiteren Genossen wegen angeblicher „Verherrlichung des Terrorismus” vor Gericht stehen, weil ich die Menschen in Palästina unterstützt habe. Organisationen wie Palestine Action oder Urgence Palestine, Aktivist:innen wie Rima Hassan oder Mahmoud Khalil: Wir sind viele, die davon betroffen sind. Doch diese Einschüchterungen werden uns........

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