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Porträt | Ursula Werner in Komödie „Zwei zu eins“: Der Osten, mal heiter

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23.07.2024

„Die war ja nie ein Star“, erklärt der Taxifahrer auf dem Weg zum ersten Treffen mit Ursula Werner. Woher kennt er sie? Er sei aus Thüringen und habe sie in den Defa-Filmen gesehen. Er hält in der Kurfürstenstraße, im bürgerlichen Teil. Berlin-Charlottenburg, hier hat X-Filme seinen Sitz. Weite, helle Altbauräume mit Dielen, Medienleute wirbeln herum. Ursula Werner sitzt auf einem Sofa in einer Ecke, sie trägt einen dunkelblauen Anzug und weiße Bluse, neben ihr hockt ihr junger Agent. Braucht sie ihn? Werner lächelt, reicht ihre faltige Hand. Sie wirkt viel jünger als 80, eher mädchenhaft.

In ihrem neuen Film Zwei zu eins spielt Ursula Werner zusammen mit Sandra Hüller, Max Riemelt, Peter Kurth und Ronald Zehrfeld, die alle ostdeutsche Wurzeln haben. Es ist eine Komödie, man soll sich wohlfühlen, aber das Thema reißt auch Wunden auf.

Halberstadt, Sachsen-Anhalt, im Juli 1990. Es ist Währungsunion, die Westmark war in der DDR schon eingeführt worden, die alte Währung ist noch im Umlauf. Drei Freunde aus Kinderzeiten finden in einem alten Schacht zufällig die Millionen der ehemaligen DDR, die dort eingelagert wurden. Sie schmuggeln Rucksäcke voll Geld heraus und entwickeln gemeinsam mit Freunden und Nachbarn ein System, das inzwischen wertlose Geld in Waren zu tauschen.

Ursula Werner spielt Käthe, die gute Seele der Hausgemeinschaft, in der die meisten im VEB arbeiteten und entlassen wurden. Als sie jemanden suchen, der das gefundene Geld und die Waren überwachen kann, sagt sie: „Ick mach’s, ich mach den Kassenwart.“ Käthe erklärt auf diese lakonische Ursula-Werner-Art, dass das gestohlene Geld dem Staat, also dem Volk gehört, „also quasi uns“.

Ursula Werner wurde 1977 durch den Defa-Film Ein irrer Duft von frischem Heu schlagartig berühmt, sie war mehr als 30 Jahre am Maxim-Gorki-Theater engagiert, wo sie die Mascha in Tschechows Drei Schwestern spielte, sogar zweimal, einmal in der legendären Originalfassung und dann 1987 in Volker Brauns auf die DDR umgemünzten Übergangsgesellschaft. Regisseur war beide Male Thomas Langhoff. Mit Wolke 9 wurde sie Ende der Nullerjahre deutschlandweit im Kino gefeiert

Der neue Film trifft einen Nerv, weil er von den Neunzigerjahren handelt, von dem Umbruch, was er mit den Leuten gemacht hat. „Man kann diese Themen nicht immer tragisch und dramatisiert betrachten, sondern auch mal heiter“, sagt Ursula Werner. Sie wirkt etwas abwartend. „Die im Film glaubten an das Positive dieser Veränderung. Dass einem Steine in den Weg gelegt wurden oder Ungeahntes auftauchte, das kam dann erst später. Aber in dem........

© der Freitag


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