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Kino | „Déserts“ von Faouzi Bensaïdi: Zwei Geldeintreiber auf Odyssee

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27.06.2024

Eine Fahrt in die Nacht wird zur Fahrt in einen anderen Film: Nach einer reichlichen Stunde in Déserts – Für eine Handvoll Dirham versinkt die Sonne hinter den Hügeln. Von den Gesichtern der Figuren im Auto bleiben nur schemenhafte Züge. Ein leuchtender Punkt bewegt sich durch finstere Ödnis. Mit Sonnenaufgang wird sich der Film verwandelt haben und seine erzählerischen Mittel neu befragen. Dem marokkanischen Regisseur Faouzi Bensaïdi (Tausend Monate), in der Vergangenheit mehrfach preisgekrönt und auf den großen Filmfestivals der Welt zu Gast, gelingt mit diesem Werk etwas wunderbar Eigenwilliges und Unberechenbares, das seine Spannungen und Leerstellen auskostet, anstatt sie aufzulösen. Komisches lässt er gleichwertig neben Tragischem stehen und nutzt dafür die Form eines Roadmovies als Gerüst.

Mehdi und Hamid, die beiden Protagonisten, ziehen durch die südmarokkanische Einöde, um Geld für ein Unternehmen einzutreiben, das Kredite an die verarmte Bevölkerung verteilt. Sind die Klienten zahlungsunfähig – und das sind die meisten –, rücken sie dem letzten Besitz der Schuldner zu Leibe. Hamid und Mehdi sind, das wird schnell deutlich, zwei unbeholfene, verlorene Gestalten im Anzug, die gerade so gelernt haben, ihre Rollen zu spielen und Menschen zu knechten, die noch ärmer dran sind als sie........

© der Freitag


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