Wer ist schuld am Scheitern von Olaf Scholz: Die Russen oder die Amerikaner?
Das erste Opfer der neuen US-Administration kann in Berlin bestaunt werden. Nur wenige Stunden, nachdem Donald Trump zum Präsidenten gewählt war, krachte die Bundesregierung zusammen. Vor allem die Grünen waren wie vom Donner gerührt. Mit fahlen Gesichtern und versteinerter Miene traten Robert Habeck und Annalena Baerbock am Mittwochabend vor die Presse und sagten: Wir hätten gerne weitergemacht. Kurz zuvor war der Bundeskanzler zur medialen Hinrichtung seines Finanzministers angetreten. Die brutale Abrechnung von Olaf Scholz mit Christian Lindner könnte aus einem Trump-Drehbuch stammen: „You’re fired!“, ist nun auch in Deutschland die Losung.
Das zeitliche Zusammentreffen der Regierungskrise mit den US-Wahlen ist bemerkenswert, weil Scholz seine Rede eindeutig schon längere Zeit vorbereitet hatte. Auch Lindners Wirtschaftspapier, das formal die Verwerfungen auslöste, war keine spontane Eingebung. Es wäre interessant zu erfahren, ob der Bruch auch gekommen wäre, hätte Kamala Harris gewonnen. Jedenfalls erwähnten alle Spitzen der Regierungsparteien bei ihren Abschiedserklärungen Trump ausdrücklich. Allen war die große Verunsicherung anzumerken.
Das Amerika nach Trumps triumphaler Rückkehr wird auf immer ein anderes Land sein, schrieb die New York Times nicht ohne Pathos. Als klar wurde, dass Trump auch den Senat und mit großer Wahrscheinlichkeit das Repräsentantenhaus gewinnen wird, änderte sich der Tonfall in den geschlossen Trump-feindlichen US-Medien hörbar: „Wir werden wirklich ehrliche Konversationen haben müssen“, sagte MSNBC-Starmoderator Joe Scarborough in einem ersten Anflug von Selbstkritik. Er moderiert die Sendung „Morning Joe“ gemeinsam mit Mika Brzesinzki, der Tochter des legendären Geostrategen Zbigniew Brzesinzki. Mika vertritt die Haupt-These ihres Vaters energisch, wonach Russland der Erzfeind der Vereinigten Staaten sei und der Kampf um die Eurasische Platte, notabene die Ukraine, über den Weltmachtstatus entscheide. Diese These wurde später von George Friedman, dem Gründer des privaten Geheimdienstes Stratfor, verfeinert: Die größte Gefahr für die USA sei es, wenn sich Deutschland und Russland zusammentun, dies sei unter allen Umständen zu verhindern.
Scholz sagte Auslandsreisen........
© Berliner Zeitung
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