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Bahnhof Groß Behnitz: Wie eine Berliner Künstlerin den 150 Jahre alten Bau wiederbelebt

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12.11.2024

Die Hausherrin steht schon in der Einfahrt, die Arme selbstbewusst in die Taille gestemmt. „Schön, dass ihr da seid“, ruft sie über den Baulärm hinweg. Eine Kreissäge heult, das Baustellenradio läuft – eine Geräuschkulisse, die genau nach Karen Jessens Geschmack sein dürfte. Die Frau muss basteln und bohren, verwerfen und verändern, muss alles neu, alles schöner machen.

In den vergangenen Jahren hat die Textilkünstlerin damit zwar viel Freude, aber nicht immer Glück gehabt: Erst hatte sie sich in einer ehemaligen Käserei in Neukölln kreative Atelier- und Wohnräume eingerichtet, danach eine alte Fabrikhalle in Schöneweide ausgebaut. „Die Käserei in Neukölln wurde vor ein paar Jahren abgerissen, da sollen jetzt Townhouses gebaut werden, und aus der Fabrik in Schöneweide musste ich auch irgendwann raus“, sagt Jessen.

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Zweimal also hatte sie viel Zeit und Energie, all ihr Herzblut in aufwendige Bauprojekte gesteckt – „und am Ende musste ich meine eigene Arbeit doch wieder herausreißen.“ Nochmal was Neues finden, nochmal mieten? Wieder in der Unsicherheit, wie lange sie wohl bleiben kann? „Das hätte ich einfach nicht geschafft“, sagt Karen Jessen. Also besuchen wir sie an einem sonnigen Herbsttag im Bahnhof Groß Behnitz – in ihrem Bahnhof.

In Berlin hätte sie nichts mehr finden können, was ihrem Anspruch eines möglichst ungewöhnlichen Ortes entsprach und trotzdem bezahlbar war, erzählt sie. Schließlich habe sie sich dann in Brandenburg umgesehen und ihre Familie hat 2022 das imposante Backsteingebäude auf dem Land gekauft, das sie nun mithilfe von Familie und Freunden saniert, renoviert, umbaut und ausbaut, Stück für Stück.

Ich will einen Ort, an dem unterschiedliche Menschen wohnen und arbeiten.

Am Tag unseres Besuchs werkeln Jessens Vater Jochen und ihr Bruder Niels gerade im ehemaligen Güterschuppen; das Dach muss erneuert werden, danach ist das historische Mauerwerk dran, das hier und da in sich zusammenfällt. Auch an mehreren Scheunen auf der anderen Seite des etwa 4000 Quadratmeter großen Areals gibt es noch einiges zu tun. Das mittig gelegene Empfangsgebäude indes, durch dessen Bahnhofshalle 1996 die letzten Passagierinnen und Passagiere zu ihren Zügen eilten, ist beinahe fertig.

In der ersten Etage liegt heute Karen Jessens Wohnung, durch die sie uns strammen Schrittes führt: Ein langer Flur, ein Gäste- und ein Schlafzimmer, Wohnraum, Bad und Küche geben einen guten Eindruck, wie irgendwann der gesamte........

© Berliner Zeitung


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