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Im Begleittext zur Ausstellung „Andy Warhol. Velvet Rage and Beauty“, die derzeit in der Neuen Nationalgalerie zu sehen ist, heißt es, dass Warhol zu Lebzeiten nie ein wirkliches „Coming-out“ hatte. Es wird die These aufgestellt, dass deshalb spezifische Aspekte seines umfangreichen Schaffens nie eine offene Akzeptanz erfahren haben. Dem will die Schau etwas entgegensetzen und der Queerness in seinem Werk endlich Sichtbarkeit verschaffen.

Warhol nachträglich ein Coming-out zu bescheren, erscheint aber fragwürdig. Ihm entsprechende Hemmungen andichten zu wollen, wäre vermessen.

Warhol machte zu Lebzeiten kein Hehl daraus, als Kind Autogrammkarten von Hollywoodstars, wie Shirley Temple, gesammelt zu haben und nicht wegen der Andacht, sondern wegen der schönen Sonntagskleidung in die Kirche gegangen zu sein. Er war besessen von Truman Capote und stalkte ihn so lange, bis beide endlich einander kennenlernten. Er fertigte unzählige Polaroid-Aufnahmen von sich selbst als Dragqueen an, die er keineswegs unter Verschluss hielt. Warhol hatte eine Liebelei mit John Giorno, der wiederum eine mit Robert Rauschenberg gehabt hatte. Letzterer war zeitweise mit Jasper Johns zusammen, mit dem auch Giorno eine Affäre hatte. Dann gab es noch Cy Twombly, dem Rauschenberg ebenfalls einmal sehr nahestand. Die New Yorker Kunstszene war einst ein regelrechter „Gay-Cruising-Canyon“ und jeder wusste es.

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