Jenseits des verfilzten 21. Jahrhunderts: „Mental Voodoo“ von Logan February
Logan February ist derzeit Stipendiat des DAAD in Berlin und eine der spannendsten Entdeckungen in der fremdsprachigen Literatur. Der Titel seines ersten auf Deutsch erschienenen Gedichtbandes „Mental Voodoo“ weist schon auf eine ziemlich unruhige Position hin. Logan February schreibt Lyrik, Essays und Songs, singt auch. Er definiert sich selbst als nichtbinär und sieht sich als „LGBTQ-Aktivist:in“. Diese umständliche Benennung ist Indikator für die sich im 21. Jahrhundert vollziehenden Umbrüche.
Von seiner afrikanischen Herkunft her ist February vertraut mit den uralten Traditionen, gleichzeitig wurde er 1999 in heftige globale Umschichtungen hineingeboren. Februarys Gedichte sind intime Protokolle dieser weltweiten Prozesse. „Ich stehe jenseits des verfilzten 21. Jahrhunderts / Mit beiden Beinen fest im prähistorischen Afrika“, sagt eine seiner poetischen Stimmen im Band.
Logan February versteht sich als Außenseiter. Eine schmerzvolle Situation. Dadurch aber kann er in seinen Gedichten eine bewusst neugierige, unkonventionelle und produktive Sicht außerhalb aller Normen einnehmen. Gleichzeitig schreibt er über diese Normen und durchleuchtet sie. Außenseiter ist er aus zweierlei Gründen. Zum einen, weil er sich in Nigeria nie konkret als schwul oder bisexuell definieren durfte: „Ich kannte keine klare, positive Sprache in Bezug auf queere Sexualität.“ Zum anderen wuchs February unter Einfluss des postkolonialen Christentums auf.
Traditionelle westafrikanische Kulturen allerdings kennen sehr wohl homosexuelle Verbindungen zwischen Frauen, andersgeschlechtliche Kleidung während bestimmter Rituale oder nichteindeutige Geschlechtsidentitäten von........
© Berliner Zeitung
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