Was im Glashaus sitzt: Die Künstlerresidenz ZK/U in Moabit wird aufwendig umgebaut
Jede Baustelle erzeugt ihren eigenen, sich ständig verändernden Klang. Diese hier ist in der Endphase, die Geräusche sind verebbt, nur aus dem Keller dringt noch das monotone Mahlen der Zementmischmaschine. Über den Lüftungskanälen im Boden wird Estrich verlegt. Ein grüner Laserstrahl an den weißgetünchten Backsteinwänden markiert die Grenze, die der graue Brei nicht übertreten darf.
„Sieht gut aus“, sagt einer der beiden Estrichleger. „Sehr gut“, sagt Peter Grundmann, der Architekt. Sein Hund hält Abstand, er kennt sich aus. Der Australian-Shepherd-Mix ist ungefähr so alt wie das Projekt, er wuchs mit dem Gebäude mit: Seit knapp vier Jahren wird das Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U) in Moabit umgebaut.
Der ehemalige Güterbahnhof steht an einer Nahtstelle zwischen Wohngebiet und Industrielandschaft, flankiert von einem gepflasterten Hof zum Beusselkiez hin und dem Moabiter Stadtgarten mit schütterer Wiese und Schallschutzmauer auf der anderen Seite. Dahinter Verkehrswege: Straße, Schiene, Spree, die man nicht sieht, dafür den hoch aufragenden Getreidespeicher Behala Westhafen, ein paar Kilometer Luftlinie entfernt. Nachts beleuchtet der Schriftzug auf der benachbarten Großmarkthalle in der Siemensstraße den Stadtgarten. Dunkel ist es auf dem Gelände nie.
Bis 2006 wurden die beiden miteinander verbundenen Backsteingebäude des ZK/U als Güterbahnhof genutzt, das niedrigere davon als Lagerhalle. In den Wintern nach dem Ersten Weltkrieg hatten sie als Zufluchtsort vor der Kälte gedient; ein rotes Schild mit amtlicher Bekanntmachung zeugt noch davon. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude nebenan befinden sich die Ateliers und Wohnräume von Künstlerinnen und Künstlern, die jeweils für ein paar Monate im ZK/U leben.
Gut 100 Jahre hat der Industriebau auf dem Buckel. Das Satteldach der Halle wurde von einer Holzkonstruktion getragen, Stützpfeiler im Raum, dunkler Asphaltboden, stellenweise Stahlfliesen. Wenig Licht, keine Heizung. So sah sie vor dem Umbau aus, düster, nicht einfach zu bespielen, und das ohnehin nur in den warmen Monaten. Das ist nun anders. Und doch ist das Alte da. Als Schicht neben dem Neuen, nicht unter ihm.
Wir stehen in der Halle. Die hölzerne Deckenkonstruktion wich einer Decke aus Leichtbeton. Darunter liegt die metallisch glänzende Technik: Heizungsrohre, Entlüftung, Wasserleitungen, alles offen sichtbar. Die Wärmepumpe steht im Keller und draußen. Grundmann sagt: „Uns war von Anfang an klar:........
© Berliner Zeitung
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