Dem Friedensangebot von Wladimir Putin ist nicht zu trauen
Yeah, time, time, time is on my side, yes it is
The Rolling Stones „Time Is On My Side“
In einer Exklusivmeldung vom 24. Mai berichtete die internationale Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf fünf nicht näher genannte hochrangige russische Quellen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin zum Waffenstillstand im Ukrainekrieg und zum Einfrieren der Kampfhandlungen entlang aktueller Frontlinien bereit sei. Im Falle einer Ablehnung des Friedensangebotes durch die Ukraine und den Westen werde Moskau allerdings „so lange wie nötig“ weiterkämpfen. Schließlich zeige sich der Kreml über westliches Verhindern der Friedensverhandlungen frustriert, so Reuters. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte auf Reuters-Anfrage hin, dass Putin zum Dialog offen sei. Schließlich wolle Russland keinen „ewigen Krieg“. Aus der Sicht von Russlands Staatschef reichen die bisherigen Kriegserfolge aus, um der russischen Bevölkerung den aktuellen Grenzverlauf als Sieg zu verkaufen.
Doch genügt es tatsächlich der Russischen Föderation lediglich ein mehr oder weniger gesichtswahrendes Ausstiegsszenario zu ermöglichen? Denn angesichts der Misserfolge im Angriffskrieg gegen die Ukraine und der explodierenden Kriegskosten müsse ja Putin über kurz oder lang unweigerlich seine Ambitionen und Zielsetzungen mäßigen, um sich diesem gescheiterten Abenteuer zu entziehen. Sonderlich glaubwürdig ist die russische Position jedenfalls nicht, vielmehr dürfte es sich um eine im Vorfeld des Friedensgipfels in der Schweiz gezielt positionierte taktische Finte Moskaus handeln.
Denn in Wahrheit enthält die Exklusivmeldung von Reuters keinerlei neue, geschweige denn sensationelle Erkenntnisse. Seit Monaten signalisiert die russische Führung ihre grundsätzliche Gesprächsbereitschaft. Diese Verhandlungsbereitschaft ist allerdings alles andere als voraussetzungslos. Auch die Reuters-Meldung macht beispielsweise die russischen Gebietsansprüche deutlich. Putin behauptete mehrfach, dass ohne die westliche Unterstützung der „Frieden bereits vor anderthalb Jahren........© Berliner Zeitung
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