menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Slowakei: Ein Zerwürfnis mit vielen Vätern

16 0
30.06.2024

Das Attentat auf Premier Robert Fico ist das Ergebnis der Polarisierung der slowakischen Gesellschaft. Diese Polarisierung gibt es seit dem Systemwechsel von 1989. Obwohl die Menschen das kommunistische Regime gemeinsam ablehnten, traten nach November 1989 die ersten Probleme und Enttäuschungen auf.

In dieser Zeit begann die erste große Spaltung der Gesellschaft. Die Nationalisten begriffen sehr schnell, dass sie mit Reden über einen Verfassungsstaat keinen Wahlsieg erringen würden. So kam die Frage der Teilung der tschechoslowakischen Föderation schnell auf die Tagesordnung, was zur Bildung von zwei Lagern führte. Auf der einen Seite standen die Befürworter:innen des gemeinsamen Staates, auf der anderen die Separatist:innen.

Die Teilung des gemeinsamen Staates hatte jedoch nicht nur die Schaffung zweier getrennter Staaten zur Folge, sondern auch den Aufstieg eines autoritären Politikers namens Vladimir Mečiar, der der erste frei gewählte Ministerpräsident der Slowakei war. Als er 1994 seine dritte Regierung bildete, war die Gesellschaft durch Mečiars autoritären Politikstil bereits extrem gespalten. Mečiar war kein Demokrat, er war Nationalist. Und Nationalist:innen sind oft alles andere als demokratisch.

Trotz der damaligen tiefen Polarisierung ist es der slowakischen Gesellschaft gelungen, zusammenzufinden. Der einigende Faktor war der Wunsch, Teil der EU zu sein. Im Jahr 1998 lehnten die Wähler:innen Mečiars Politik ab. Die demokratischen Parteien erlangten eine Verfassungsmehrheit und taten alles, damit die Slowakei 2004 Mitglied der EU werden konnte.

Neben dieser Spaltung gab es eine weitere. Diese beruhte auf der nationalen Zugehörigkeit. In den neunziger Jahren gab es sehr starke Spannungen zwischen der slowakischen Mehrheit und der........

© Wiener Zeitung


Get it on Google Play