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Das epische Zerwürfnis zwischen China und Indien könnte ein Ende haben

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22.07.2024

Artikel vom 22.07.2024

Ruhe im Himalaya, diplomatische Charmeoffensiven und sich verdichtende Handelsbeziehungen zeichnen die Konturen einer vorsichtigen Entspannung zwischen beiden Ländern

Fragt man einen indischen Diplomaten nach den Beziehungen zu China, wird er ein gut einstudiertes Mantra wiederholen: Es kann keine Rückkehr zur Normalität geben, solange an der umstrittenen Grenze im Himalaya kein Frieden herrscht. Das ist seit 2020, als es dort zu einem tödlichen Zusammenstoß zwischen indischen und chinesischen Truppen kam, die meiste Zeit über die offizielle Linie gewesen. Auf den ersten Blick ist Indiens Haltung eine Ablehnung des chinesischen Vorschlags, dass die beiden Länder den Streit, der Indien näher an die USA gebracht hat, beiseitelassen und sich auf Bereiche von gemeinsamem Interesse konzentrieren sollten.

Die Beziehungen sind in der Tat noch weit von ihrer Normalität vor 2020 entfernt. Und es ist unwahrscheinlich, dass sie bald zu dieser Normalität zurückkehren werden. Dennoch hat sich in den letzten Monaten ein leiser, aber bemerkenswerter Wandel hin zu einer neuen Phase der Beziehungen vollzogen, die durch stabile Grenzen und engere Handelsbeziehungen gekennzeichnet ist. Dieser Wandel spiegelt den dringenden Bedarf Indiens an chinesischer Technologie, Investitionen und Know-how wider, um seinen unmittelbaren industriellen Bedarf zu decken. Sie beruht auch auf Chinas zunehmender Besorgnis über seine eigene Wirtschaft und eskalierende Handelsschranken weltweit.

Das erste Anzeichen für diesen Wandel war im November letzten Jahres zu erkennen, als die indischen Visabeschränkungen für chinesische Fachkräfte in einigen Branchen gelockert wurden. Nachfolgend milderte Premierminister Narendra Modi seine Rhetorik gegenüber China ab. In einem Interview mit dem Magazin Newsweek, das am 10. April, also wenige Wochen vor den indischen Wahlen, veröffentlicht wurde, bezeichnete Modi die Beziehungen zu China als „wichtig und bedeutsam“ und äußerte die Hoffnung, dass die Stabilität der Grenzen wiederhergestellt werden könne. Sein Verteidigungsminister Rajnath Singh erklärte Ende April, dass die Grenzgespräche „fortschrittlich und zufriedenstellend“ verliefen und „keine neuen Spannungen aufgetreten sind“. Im........

© The European


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