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Du und ich und er

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18.03.2024

Hanna und Jim begegnen sich in einer Nacht, wie sie Verliebten vorbehalten ist und deren Zauber alles Banale mit Bedeutung auflädt, selbst eine Unterhaltung über den Niedergang der Telefonzellen. (Es ist 2005.) In jener Nacht ist Jim 34 und seit mehr als zehn Jahren mit seiner Frau zusammen, sie ist zum zweiten Mal von ihm schwanger. So weit, so stereotyp: hier die lange Beziehung, dort die aufregende neue Bekanntschaft – Sehnsucht, Lügen, Drama, Trennung.

Zwei Jahre später, das gröbste Chaos um Jim und Hanna hat sich gelegt, knutscht sie auf einer Party mit Daniel. Die beiden machen seit Jahren zusammen Musik. Hanna ist 30, Daniel Mitte 20 und mit seiner Freundin zusammen, seit er 15 ist. Sehnsucht, Lügen, Drama? Ja. Trennung? Nur bei Daniel und seiner Freundin. Er, Jim und Hanna, die in Wahrheit anders heißen, versuchen es seitdem zu dritt.

H: „Das Konzept der Exklusivität ist anfällig. Klar kann man sich Treue schwören, und bei einigen klappt es. Aber das Potenzial ist groß, dass Menschen auf Menschen stoßen und man sich berührt.“

Polyamorie nennt man damals noch freie Liebe. In den Medien ist sie kaum Thema, auch bei Jim und Daniel nicht. Wohl aber unter Hannas Freundinnen und Freunden. Sie diskutieren die Abkehr von romantischen Konventionen und neue Gesellschaftsformen.

H: „Wer liebt, hat keine Angst, und wer Angst hat, kann nicht richtig lieben. Uns hat bewegt, wie Liebe und Freundschaft zu Kooperation führen, zu einem Miteinander – nicht zu Besitzergreifen.“

So viel zur Theorie. In der Praxis treffen sich Hanna und Daniel erst mal heimlich.

H: „Ich hatte monatelang das Gefühl: Nein, ich bin nicht verliebt, ich kann das trennen und bin ja mit Jim zusammen.“

D: „Ich war gleich committet, ich habe sie echt vergöttert. Sie war so schön und weise und hatte andere Perspektiven auf das Leben.“

H: „Irgendwann habe ich zu Jim gesagt: Ich weiß nicht, wohin das führt, ich merke nur: Ich will das. Ich hab mich in ihn verknallt, dich will ich aber auch nicht verlassen.“

J: „Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, sie entscheidet sich: entweder er oder ich.“

D: „Jim und ich haben uns im Park getroffen. Wie Cowboys zum Duell, aber eben mit zwei Mega-Softies. Ich glaube, wir wollten den jeweils anderen zum Aufgeben überreden. Das Ergebnis war, dass wir uns hinterher eher mehr mochten.“

J: „Ich dachte, wenn ich Hanna verlasse, habe ich alles vergrützt. Die........

© Fluter


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