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„Viele junge Menschen brauchen dieses sexuelle Theater nicht“

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02.07.2024

fluter.de: Sex scheint für die Gen Z einen anderen Stellenwert zu haben als für die Generation davor. Junge Menschen werden später sexuell aktiv. In einer Studie mit jungen US-Amerikaner:innen sagte außerdem die Hälfte, sie wolle weniger Sex und mehr Freundschaft in den Medien sehen. Wie erklärst du das?

Beate Absalon: Man spricht deshalb ja auch von Puriteens, also prüden Teenagern. Die Gründe sind wahrscheinlich vielfältig. Junge Menschen wachsen heute mit so vielen Krisen auf, dass sie an ein sexuelles Austoben häufig gar nicht denken können. Zweitens gibt es eine Übersättigung: Weil die Strategie von „Sex Sells“ von früheren Generationen so stark eingesetzt wurde, stumpft die jüngere Generation ab. Insgesamt sind sie also eher müde als prüde. Und die Frage ist auch: Von welchem Sex gibt es heute weniger und von welchen anderen Intimitäten vielleicht dafür mehr? Bei jüngeren Menschen scheint außerdem ein therapeutischer Zugang zum Leben sehr präsent zu sein. Die übergroßen Bilder von Sexualität clashen mit dem Bedürfnis, das Nervensystem zu regulieren und eine Sensibilität für Trauma zu kultivieren.

Und es ist ja nicht so, als hätte die junge Generation gar keinen Sex mehr.

Genau, viele haben eher eine ganz bestimmte Form von Sex satt und sehnen sich nach vielfältigeren Formen von Intimität. Es scheint eine gewisse Desillusionierung zu geben, was die an Sex geknüpften Glücksversprechen angeht. Da scheint mir die neue Generation sehr aufgeklärt. Viele junge Menschen brauchen dieses sexuelle Theater nicht, von dem es heißt, dass es sich lohnen würde, es aufzuführen. Damit meine ich die gesellschaftliche Überladung von Sex mit großer Bedeutung, die zu mehr Stress als Spaß führt. Denn wenn man mehr damit beschäftigt ist, für einen meist doch nur wieder patriarchalen, männlichen Blick möglichst sexy rüberzukommen, sich zu vergleichen und ein richtiges Maß an Sex einzuhalten, verpasst man zu genießen, worauf man wirklich Lust hat.

Sex kann einen sehr großen Druck auf alle ausüben – auch auf junge Menschen. Woher kommt das?

Der französische Philosoph Michel Foucault spricht davon, dass sich die Bedeutung von........

© Fluter


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