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Porträt | Leonora Carrington: Rebellin mit vielen Anliegen

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13.07.2024

Fast 20 Jahren ist es jetzt her, da reiste ich 5.000 Meilen weit, um eine Cousine meines Vaters zu treffen, die seit 70 Jahren von unserer Familie entfremdet war. Damals war Leonora Carrington – obwohl sie in ihrer Wahlheimat Mexiko gefeiert wurde – in ihrem Heimatland Großbritannien kaum bekannt. Sie war von der Kunstwelt im Allgemeinen ebenso vernachlässigt worden wie von ihrem Land und unserer Familie.

Zwei Jahrzehnte später sieht die Geschichte ganz anders aus. Im April dieses Jahres wurde eines ihrer Gemälde – Les Distractions de Dagobert (1945) – beim Auktionshaus Sotheby’s in New York für 28,5 Millionen Dollar verkauft. Es ist das teuerste Kunstwerk einer britischen Künstlerin, das je verkauft wurde. In den vergangenen Jahren wurden ihre Werke in der ganzen Welt ausgestellt: in Madrid und Kopenhagen, Dublin und Mexiko-Stadt sowie in der Tate Liverpool. Ab 12. Juli wird die von mir kuratierte Ausstellung Leonora Carrington. Rebel Visionary in der Newlands House Gallery in Petworth im Südosten von England ihr Schaffen auch jenseits ihrer Gemälde und der surrealen fiktionalen Texte, für die sie heute am besten bekannt ist, erkunden. Denn Carrington war nicht nur Malerin und Schriftstellerin, sondern auch Bildhauerin, Schöpferin von Wandteppichen und Schmuck, Herstellerin von Lithografien, Dramatikerin und Designerin von Bühnenbildern und Theaterkostümen.

In den 1980er Jahren erstellte das feministische Kunstkollektiv Guerrilla Girls eine ironische Liste mit dem Titel The Advantages of Being a Woman Artist. Zu den Vorteilen einer Künstlerin zählten gemäß dieser Liste: „Die Gewissheit, dass deine Karriere nach deinem 80. Lebensjahr durchstarten könnte“, und „die Aussicht, in Neuauflagen der Kunstgeschichte aufgenommen zu werden“. Bei Leonora Carrington war beides der Fall. Nach meinem ersten Besuch bei ihr in Mexiko-Stadt im Jahr 2006 besuchte ich sie in den folgenden fünf Jahren bis zu ihrem Tod 2011 im Alter von 94 Jahren noch viele Male. Manchmal scherzten wir am Küchentisch, dass eines Tages ihre Werke, wie die ihrer früheren Freundin Frida Kahlo, T-Shirts und Kühlschrankmagnete, Tragetaschen und Kopftücher zieren würden.

Es war nur ein........

© der Freitag


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