Dokumente der Unmenschlichkeit
Das Verfahren war eine Farce, die Justiz im pietistischen Württemberg zutiefst judenfeindlich und der Mord an einem Freigeist, der dennoch sein Judentum lebte und nie konvertieren wollte, ein Skandal. »Seit der Kindheit ein spitzer Stein in meinem Schuh«, so nennt die renommierte Gerichtsreporterin Raquel Erdtmann Lion Feuchtwangers Roman Jud Süß.
Sie hat deshalb ein hervorragend recherchiertes, juristisch bestens informiertes und lebendig geschriebenes neues Werk zu dieser Ur-Blamage der Rechtsfindung in einem deutschen Kleinstaat verfasst. Die Geschichte des Joseph Süßkind Oppenheimer, hundertfach berichtet und beschrieben, wirkt immer noch nach und ist in Zeiten des wachsenden Judenhasses besonders aktuell.
Die meisten Berichte, Erzählungen oder Romane hatten eines gemeinsam: Nur wenige Autoren haben sich intensiv mit den acht Regalmetern Quellen beschäftigt, den Gerichtsakten, Korrespondenzen, Kassibern, der erst seit 2011 zugänglichen »Defensionsschrift« des Verteidigers Michael Mögling oder dem dokumentierten Raub an den Besitztümern des........
© Juedische Allgemeine
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