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Die Genossen Terroristen

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31.03.2024

Die Kufiya hat der Demonstration ihren optischen Touch verliehen. Als in den vergangenen Wochen in Berlin Sympathisanten der einstigen Rote Armee Fraktion (RAF) auf die Straße gingen, waren es nicht nur die üblichen martialisch-schwarzen Jacken und Hosen. Auch das Palästinensertuch, oft benutzt zur Vermummung des Gesichts, gab diesem bizarren Aufmarsch eine besondere Ästhetik.

»Es hat in Deutschland nur sehr selten direkte Demonstrationen für die RAF gegeben«, sagt Wolfgang Kraushaar. »Höchstens im Zusammenhang mit einem Hungerstreik oder Ähnlichem. Aber pro-RAF, das ist sehr selten.«

Es gab immer eine Verbindung zwischen RAF-Terror und palästinensischem Terror.

Der Hamburger Politologe forscht seit Jahrzehnten zum Linksterror in Deutschland. Bei den Bildern der vergangenen Woche ist auch er irritiert. »Das muss aufhorchen lassen.« Kraushaar sieht eine mögliche Verbindung von Solidaritätsbekundungen mit der jüngst in Berlin festgenommenen Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und ihren flüchtigen Genossen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub auf der einen Seite und den als Gaza-Solidarität präsentierten anti-israelischen Ausschreitungen andererseits. »Angesichts der Eskalation im Nahen Osten droht eine neue Form der Militanz nicht nur auf islamischer, sondern auch auf der linken Seite«, sagt Kraushaar.

Er verweist auf die Vorgeschichte der RAF-Gründung, als die Außerparlamentarische Opposition und der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) zerfaserten und die sozialliberale Koalition mit Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) in Westdeutschland antrat. Schon da spielte in der hiesigen radikalen Linken eine merkwürdige Faszination für die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) eine wichtige Rolle – obwohl die deutsche Linke bis 1967 noch mehrheitlich pro-israelisch gewesen war.

Erst der Sechstagekrieg sorgte für eine Abkehr vom jüdischen Staat. Der SDS sprach im September 1967 plötzlich von Israel als »vorgeschobenem Posten des US-Imperialismus«. Wolfgang Kraushaar berichtet: »Der SDS befand sich im Sommer 1969 in einem Ausbildungslager der Fatah. Die Westberliner Tupamaros folgten ihnen wenige Monate später. Dort haben sie eine militärische Ausbildung an Waffen und Sprengstoff erhalten.« Auf das Training folgte der Terror. Am 9. November 1969, als an die Novemberpogrome 1938 erinnert wurde, versuchten diese »Tupamaros West-Berlin« einen........

© Juedische Allgemeine


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