Wie ich mit einer Königspython im Wohnzimmer lebte, ohne es zu merken.
Gestern, als noch Sommer war, sah ich tagträumend auf dem Boden meiner neuen Wohnung liegend eine Wespe durchs offene Fenster hineinfliegen. Sie wirkte müde und erledigt, langsam summte sie dahin und ich meinte, sie suchte sich zwischen den Möbeln wohl einen Platz zum Sterben.
Wespen machen nach dem Sommer mit dem Leben Schluss, die sinkenden Temperaturen und das Aus der Blumen befördern den langsamen Tod des gesamten Volkes, einzig die Jungkönigin übersteht den Winter in Ritzen oder anderswo, um im kommenden Jahr eine riesige neue Familie aus sich entstehen zu lassen. „Uahhh!“, durchzuckte es mich plötzlich grässlich. Wohl mit Blick auf mein Bücherregal, an dem die Wespe entlangflog, oder durch die Insektengedanken erregt, schreckte ich aus der Tagträumerei. Ich erinnerte mich wieder an sie: die Schlange.
Die Schlange ist tot, aber sie ist nun in meinem Leben. Seitdem ich vor ein paar Wochen ihr Skelett auf meinem Bücherregal gefunden habe, muss ich oft mit Grauen an sie denken. Das Ganze kam so: Zwei Tage vor unserem Umzug baue ich gemeinsam mit meinem guten Freund, der zugleich ein sehr talentierter Designer und Erbauer meines Bücherregals ist, ebenjenes ab (was recht kompliziert ist), um es später in der neuen Wohnung wieder aufzubauen. Die Stimmung ist entsprechend stressig, es ist noch viel zu tun, bis das Umzugsunternehmen kommt. Da entdecken wir ganz oben, auf dem letzten Regalbrett links, ein fast schon zu weißem Staub zerfallenes, kleingliedriges, aber ziemlich langes Skelett. Was um Himmels willen ist das?
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Mein Kumpel guckt angewidert, ich checke es irgendwie nicht. „Aha, ok, das sieht ja aus wie ein Reptil“, denke ich verwirrt, „in sich zusammengerollt, ja, das ist wohl der Kopf einer Schlange, aha.“ Den Befund kriege ich jedoch nicht zusammen mit meinem Bücherregal, meinem Zuhause – ein Zustand der........
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