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Hendrik Bolz über seinen Podcast „Springerstiefel“ und warum Nazisein wieder als cool gilt

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01.09.2024

Hendrik Bolz war als Rapper Teil von Zugezogen Maskulin, 2022 debütierte er mit seinem Roman „Nullerjahre“, in dem er seine Kindheit und Jugend im Stralsunder Plattenbau zwischen roher Gewalt und Rassismus erzählte. Nun feiert das Buch als Theaterstück in Dresden Premiere. Und es gibt neue Folgen von „Springerstiefel“, dem sehr erfolgreichen Podcast, für den Bolz und sein Kompagnon Don Pablo Mulemba erneut durch ihre Heimat gefahren sind: Ostdeutschland. Zum Interview in die Redaktion kommt Hendrik Bolz ganz in Schwarz gekleidet, mit kantigem Haarschnitt. Er spricht mit lauter, klarer, guter Stimme und angenehm hanseatischem Einschlag.

Herr Bolz, immer mehr Menschen in Deutschland haben ein rechtsextremes Weltbild. Das sagen Studien und darüber können wir hier im 13. Stock mit Blick auf Berlins Mitte auch viel reden. Sie waren aber unterwegs im Osten. Was haben Sie erlebt?

Ich lebe ja mittlerweile auch in Berlin. Und ja, es ist eine ostdeutsche Stadt, aber natürlich doch sehr anders. Im Grunde war das die Forschungsfrage, mit der wir für unseren Podcast losgefahren sind: Okay, es gab in den letzten Monaten wieder vermehrt diese Meldungen über rechtsextreme Jugendliche in Ostdeutschland, aber was sagen eigentlich die Leute vor Ort? Wie fühlt sich das für sie an? Was fehlt ihnen? Der Tenor war an vielen Orten, dass sich in den letzten Jahren in der Jugend etwas verändert hat und rechtsextreme Tendenzen großen Schwung bekommen haben.

Wo genau waren Sie unterwegs?

Ich war in Zittau und mein Kollege Pablo war in Cottbus und in Chemnitz. Im Vorfeld wurde aber auch mit Leuten in anderen Regionen gesprochen.

„Ich werde ein bestimmtes Gefühl nicht los“, sagen Sie im Podcast, „die Neunziger sind zurück.“ Wie kommen Sie denn darauf?

Ja, mit diesem Gefühl fängt der Podcast an. Ich habe die Neunziger als kleines Kind erlebt, in meinem Plattenbauviertel war Neonazisein die vorherrschende Jugendkultur, viele der großen Brüder und Cousins in meinem Umfeld waren damals rechtsextreme Skinheads. Die Sprache, der Habitus, die Mode, das hat schon in frühen Jahren auf mich abgestrahlt. Als ich mir nun die Berichte angeschaut habe, zum Beispiel aus der Schule in Burg, vom Angriff auf Matthias Ecke, den Anfeindungen in Grevesmühlen, als ich die jungen Menschen auf den Fotos und Videos gesehen habe, hat es mich daran erinnert, und ich habe mich gefragt, ob hier gerade etwas wiederkehrt. Tatsächlich kamen aber auch die engagierten Menschen in den ostdeutschen Orten häufig mit diesem Vergleich.

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Und 2024 ist es nun wieder so schlimm? Ist das denn wirklich mit den Neunzigerjahren, den Morden, dem Anzünden der Ausländerheime und der alltäglichen Gewalt vergleichbar?

Nein, das wird im Podcast auch schnell klar. Dass es diese weit verbreitete, enthemmte Straßengewalt so aktuell nicht gibt, heißt allerdings nicht, dass alles super ist. Was sich feststellen lässt, ist, dass die rechtsextreme Jugendkultur vielerorts gerade wieder ein Momentum hat, dass sie wieder cool ist und dass die Gewaltbereitschaft zunimmt. Und wenn wir nicht wollen, dass sich sowas wie in den Neunzigerjahren wiederholt, sollten wir uns das........

© Berliner Zeitung


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