Ein herber Schlag für das Auktionshaus Grisebach: Nachdem das sogenannte „Karlsruher Skizzenbuch“ von Caspar David Friedrich, in das auch die Berliner Zeitung vorab einen Blick werfen durfte, im November 2023 für 1,45 Millionen Euro an einen Bieter versteigert wurde, der sich vorerst nicht zu erkennen gab, nun das: Der Deal ist geplatzt. Bereits kurz vor dem Verkauf meldete sich die Kulturverwaltung und setzte das sehr umstrittene Kulturgutschutzgesetz in Kraft.

Das heißt: Wenn der Senat das entsprechende Eintragungsverfahren anmahnt, wird geprüft, ob ein Objekt für die Identität Deutschlands so fundamental wichtig ist, dass es zur ‚Liste geschützter Kulturgüter‘ hinzugefügt wird und somit unter allen Umständen im Land verbleiben muss.

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Diese Woche wurde nun entschieden: Das sei der Fall. Das Notizbuch darf Deutschland nicht verlassen, das Geschäft über 1,45 Millionen Euro ist nichtig. Denn der Bieter ist ein „großes Museum aus dem angelsächsischen Raum“, wie Diandra Donecker, Chefin des Auktionshauses Grisebach, der FAZ mitteilte. Sie ist logischerweise wenig amused über das Urteil und meint: „Das ist ein Präzedenzfall, und ich hoffe auf große Streitlust, weil es um willkürliche Eingriffe in Eigentumsrechte geht.“

Nun geht das Leben weiter und die nächste Auktion steht vor der Tür: Am 30. und 31. Mai werden bei Grisebach in der Sommerauktion einige Highlights versteigert, insgesamt sind es 494 Kunstwerke. Etwa von Alighiero Boetti, Franz West oder William N. Copley, den Berliner Neuen Wilden Rainer Fetting, Helmut Middendorf, Salomé und auch Andy Warhol oder Paula Modersohn-Becker. Zeitgenossen wie Johanna Dumet, Helen Marten, auch die Berliner Maler Norbert Bisky, Jonathan Monk, Katharina Grosse, Jorinde Voigt oder Jonathan Meese und Jonas Burgert. Ein Hit außerdem: die vor zwei Jahren gestorbene, in Berlin lebende Dorothy Iannone.

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Als Spitzenlos der Hauptauktion am Freitag geht mit 700.000 bis 900.000 Euro Ernst Ludwig Kirchners „Heuernte“ ins Rennen, auf dem in schillernden Farben Frauen und Männer die Heuernte einfahren. Einigen von ihnen sind dabei die Gesichter abhandengekommen. Auch das ein Kennzeichen der Moderne.

Am Ende wird es auch wieder um Caspar David Friedrich gehen, der aktuell in Berlin mit einer großen Ausstellung geehrt und dessen 250. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird. Auf dem Bild „Ausblick aufs Meer“ soll sein Kollege Georg Friedrich Kersting den Dresdner um 1809 mit dem Bleistift aquarelliert haben, geschätzt wird es auf 150.000–200.000 Euro. Auch vom kauzigen Großromantiker selbst wird es Werke geben: etwa eine frühe Landschaft in Öl und die wunderbare Sepiazeichnung „Feuer in einer Kirchenruine“, die schon den späten Friedrich der verrätselten Gemälde erahnen lässt.

QOSHE - Fieser Kulturgutschutz und schöne Sommerauktionen: Viel los in der Villa Grisebach - Timo Feldhaus
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Fieser Kulturgutschutz und schöne Sommerauktionen: Viel los in der Villa Grisebach

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30.05.2024

Ein herber Schlag für das Auktionshaus Grisebach: Nachdem das sogenannte „Karlsruher Skizzenbuch“ von Caspar David Friedrich, in das auch die Berliner Zeitung vorab einen Blick werfen durfte, im November 2023 für 1,45 Millionen Euro an einen Bieter versteigert wurde, der sich vorerst nicht zu erkennen gab, nun das: Der Deal ist geplatzt. Bereits kurz vor dem Verkauf meldete sich die Kulturverwaltung und setzte das sehr umstrittene Kulturgutschutzgesetz in Kraft.

Das heißt: Wenn der Senat das entsprechende Eintragungsverfahren anmahnt, wird geprüft, ob ein Objekt für die Identität Deutschlands so fundamental wichtig ist, dass es zur ‚Liste geschützter Kulturgüter‘ hinzugefügt wird und somit unter allen Umständen im Land verbleiben........

© Berliner Zeitung


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