Neuer Plan für den Verkehr in Berlin: Warum diese Stadt die E-Bahn braucht
An Selbstbewusstsein mangelt es den Autoren nicht. „Noch ein schönes Verkehrskonzept? Ja, noch eins“, sagen sie. „Warum? Berlin steht in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vor immensen Herausforderungen.“ An diesem Dienstag haben die Experten einen Plan vorgelegt, wie das Schienennetz in der Hauptstadtregion erweitert werden sollte. Wohl wissend, dass Planer und Politiker einen langen Atem brauchen, haben sie ihm diesen Titel gegeben: „Schnellbahnkonzept Berlin 2064“.
Die Autoren sind in der Szene und auch darüber hinaus keine Unbekannten. Zum Quartett gehört Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender und Sprecher des Berliner Fahrgastverbands IGEB. Er ist 1964 geboren. Auch Lukas Iffländer, Vizevorsitzender von Pro Bahn sowie Professor für Informationssicherheit in Dresden, wirkte mit. Ronny Krüger, Lehramtsstudent an der Humboldt-Universität und Nahverkehrsfan aus Treptow-Köpenick, ist ebenfalls dabei. Vierter im Bunde ist Ben Hennig. Der Gymnasiast an der Max-Bill-Schule, die auf Architektur und Stadtplanung spezialisiert ist, machte mit seinem Konzept für eine neue Expressbuslinie X26 Schildow–Tegel Schlagzeilen.
Stress mit dem Deutschlandticket: Zustände bei der Bahn „immer schwerer auszuhalten“
22.10.2024
29-Euro-Ticket wird abgeschafft: Begeht der Senat Vertragsbruch?
20.11.2024
„Natürlich kann man sich fragen, warum gerade jetzt. Schlechte Nachrichten kommen zuhauf“, sagte Jens Wieseke. „Aber jeder, der Verkehrspolitik betreibt, weiß, dass Entscheidungen insbesondere bei der Schiene jahrzehntelangen Vorlauf brauchen. Daher auch das Jahr 2064. Wir sind unverbesserliche Optimisten.“ Das müssen sie auch sein: Entscheidungsprozesse in der Politik und Planungen gehen bestenfalls schleppend voran. Immer wieder drohen Anwohnerklagen. Auch steigende Kosten wirken dämpfend, während das Geld auf Landes- und Bundesebene wieder knapper zu werden droht. Das betrifft nicht zuletzt die Mittel, die der Bund für den Zugbetrieb zur Verfügung stellt.
Die vier sind in der Tat nicht die Ersten, die sich Stadt- und Linienpläne vorgenommen haben, um Ergänzungen vorzuschlagen. Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) kursiert ein Konzept, aus 147 Kilometern U-Bahn-Strecke langfristig 318 Kilometer zu machen. Das Zielnetz Tram 2050, das vom Bündnis Pro Straßenbahn aktualisiert wurde, peilt 485 Kilometer Straßenbahnstrecke für Berlin an – heute sind es 199 Kilometer.
Doch das Autoren-Quartett ist skeptisch, ob es in absehbarer Zeit genug Geld für so viele neue U-Bahn-Tunnel (und die Ringlinie U0) geben wird. Sie planen zurückhaltender – und sie plädieren für eine neue Struktur in Berlin. „Wir schlagen vor, dass bei der Senatskanzlei eine Stabsstelle angesiedelt wird, die parteiübergreifend den Ausbau des ÖPNV abstimmt und bearbeitet“, fordern die Autoren von Berlin 2064. „Nicht jeder Regierungswechsel in Berlin darf zur grundsätzlichen Infragestellung des Ausbaus........
© Berliner Zeitung
visit website