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Stadtexperte: „Der Senat ist mit der Neugestaltung der Alten Mitte überfordert“

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26.08.2024

Der Altstadt-Spezialist Dr. Benedikt Goebel ist Vorstand der Stiftung Mitte Berlin, die vor zwei Jahren von der Unternehmerin und Autorin Marie-Luise Schwarz-Schilling gegründet wurde. Die Stiftung setzt sich ein für ein dichtes Stadtquartier mit attraktiven Straßen und Plätzen. Die Alte Mitte soll nicht mehr ein bloßes Nebeneinander von Verkehrs- und Freiflächen sein, sondern ein Ort werden, an dem sich ganz Berlin trifft und begegnet. Benedikt Goebel wünscht sich ein Zentrum nicht nur für Anwohner, sondern für alle Berliner. In diesem Sinne lädt die Stiftung zusammen mit mehreren Bürgervereinen zum Mitte-Fest 2024 am kommenden Wochenende im Klosterviertel ein.

Was ist los am Molkenmarkt? Die Zahl neuer Wohnungen schrumpft auf seltsame Weise

12.08.2024

Herr Goebel, zwei Jahre Arbeit – was konnte die Stiftung in der kurzen Zeit erreichen?

Frau Schwarz-Schilling hat gleich zu Beginn das Motto ausgegeben „Ein Bild sagt mehr als hundert Worte“ und beauftragte Künstler, die schöne Alte Mitte in Bildern wieder aufleben zu lassen. Das ist passiert, fünf sprechende Visualisierungen liegen vor, wurden vielfach publiziert und haben auch viel Interesse gefunden. Aber die Stadtverwaltung plant wegen einiger schöner Bilder noch keine neue Alte Mitte.

Deshalb führen wir Gespräche mit Vertretern aus Senat und Abgeordnetenhaus, und es stellt sich heraus: Sie sind zwar interessiert, können aber leider wenig Nachhaltiges für die ehemalige Altstadt erreichen. Die Verwaltung zeigt sich bislang von der Aufgabe, eine neue Alte Mitte zu gestalten, überfordert. So geht die Entwicklung an vielen Orten, die die Alte Mitte ausmachen, in die falsche Richtung.

Was heißt in die falsche Richtung?

Zwei Beispiele: Am Mühlendamm baut der Senat im Prinzip die alte DDR-Brücke nach – ein Betonbrett über die Spree, wenige Meter schmaler und mit Blumenkübeln darauf, vielleicht in ferner Zukunft auch einmal mit Straßenbahngleisen – aber es ist doch eine Brücke für die autogerechte Stadt wie aus den 1960er-Jahren. Am Molkenmarkt sehen die Planungen weiterhin vor, dass zwei landeseigene Wohnungsbaugesellschaften die drei Blöcke bebauen. Das heißt: Auf sehr große Parzellen packt man sehr große Gebäude, preiswert erschlossen, um niedrige Mieten zu ermöglichen.

Nicht eingeplant ist der Molkenmarkt selbst, der älteste Marktplatz Berlins. Er wird angesichts der niedrigen Aufenthaltsqualität und der überbreiten Verkehrstrasse direkt daneben nicht wiedererstehen. Das Problem sieht auch der Senat, und deshalb verlegt er seinen neuen Molkenmarkt in den Block vor dem Alten Stadthaus. Das städtische Leben soll im Blockinneren stattfinden! Dort, wo die Anwohner von ihren........

© Berliner Zeitung


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