Paul Spies zum Abschied vom Stadtmuseum Berlin: „Da steckt meine Seele drin“
Acht Jahre lang hat der Niederländer Paul Spies das Berliner Stadtmuseum geleitet. Er hat das Haus modernisiert und kuratierte die Ausstellung Berlin Global im Humboldt-Forum. Derzeit wird das Märkische Museum, der größte der fünf Standorte des Museums, grundsaniert. Wie das historische Haus neu gestaltet wird, liegt nicht mehr in der Hand von Paul Spies. Der Museumsdirektor hört auf, ein Jahr vorfristig. Am 31. August ist sein letzter Arbeitstag. In seinem Büro im Nikolaiviertel, mit beneidenswerter Sicht auf zwei seiner Häuser, die Museen Nikolaikirche und Knoblauchhaus, blickt Paul Spies zurück – und voraus. Er hat Pläne. Und auch zur Nachfolge gibt es Neues.
Herr Spies, warum gehen Sie vor der Zeit?
Ich mache Platz für meine Nachfolge, und zwar zu einem sehr attraktiven Zeitpunkt: Die Neugestaltung des Märkischen Museums steht an. Mit dem Marinehaus wird (hoffentlich) 2028 ein Museums- und Kreativquartier eröffnen. Da bin ich in Rente. Meine Nachfolger sollen eine Konzeption umsetzen, die sie selbst entwickelt haben, nicht nur durchführen, was in der Ära Spies erdacht wurde.
Verraten Sie, wer Ihnen folgt?
Weiblich und inländisch – mehr sage ich noch nicht. Wenn das Abgeordnetenhaus der Personalie zustimmt, dann beginnt am 1. September die neue Amtszeit. Und ich bin glücklich, dass es eine Frau ist, denn in unseren Museen arbeiten zwar sehr viele Frauen, aber Museumsdirektorinnen sind noch rar.
Und was haben Sie persönlich vor?
Ich sehne mich seit langem danach, wieder freiberuflich zu arbeiten, wie ich das bis zur Anstellung als Stadtmuseumsdirektor in Amsterdam viele Jahre lang getan habe. Ich will kreativ und frei sein, moderne Museumskonzepte entwickeln. Als Museumsdirektor steckt man von neun bis 18 Uhr in Meetings, und abends beantwortet man Mails. In den ersten fünf Jahren hatte ich im Stadtmuseum noch 50 Prozent kreative Zeit – zur Entwicklung der Ausstellung „Berlin Global“ im Humboldt-Forum. Als Chefkurator konnte ich alles machen, was an moderner Museologie möglich ist.
Das gönne ich meinen Nachfolgern auch. Sie sollen viel eigene Signatur in das neue Großprojekt vom Stadtmuseum Berlin einbringen. Und ich freue mich auf meinen Neustart, noch rechtzeitig vor der Rente; ich habe schon etliche Aufträge und fühle mich jung und aktiv genug, um noch viele Jahre zu arbeiten. Museumsentwicklung bleibt meine Leidenschaft. Ich bleibe in Berlin und erweitere den Kreis der Partner über das Stadtmuseum hinaus.
17.06.2024
17.06.2024
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Hatten Sie im Stadtmuseum Lieblingsprojekte?
„Berlin Global“ ist total gut gelungen, da steckt meine Seele drin; ich hatte genug Zeit und Budget. Das ist gewissermaßen mein „Opus“. Aber auch die anderen fünf Häuser des Stadtmuseums sind........
© Berliner Zeitung
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