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Nicht reinweiß in Berlin: Gezeichnete Rassismuserfahrungen eines Deutsch-Nigerianers

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29.07.2024

Davis Eisape ist ein freundlicher, hochgebildeter und wohlsituierter Herr, geboren vor 41 Jahren in Ost-Berlin. Er lebt mit seiner Familie in Prenzlauer Berg, im Prinzip glücklich. Wenn da nicht eine winzige Nuance wäre: Seine Haut ist des nigerianischen Vaters wegen stärker pigmentiert. Grund genug für das hochnäsige „Fräulein Gesellschaft“, ihn auf subtile Art abzuweisen. Wenn er erzählt, was ihm widerfährt, bekommt er zu hören: Hab dich nicht so. Jetzt hat er Comics gezeichnet, die unter die Haut gehen.

Herr Eisape, was erleben Sie als Mann mit dunklerer Haut?

Immer und immer wieder Mini-Aggressionen, an sich kleine Erlebnisse, jedes für sich harmlos – aber in der Summe wirken sie dann doch erheblich. Zum Beispiel in der Bahn. Ich bin beruflich viel Zug gefahren, durch ganz Deutschland, und oft setzte sich keiner neben mich, obwohl es sehr voll war. Einige Male haben Kollegen das miterlebt und gesagt: Das ist ja verrückt. Oder die Menschen halten ihre Handtaschen fest, sobald sie mich sehen. Oder wechseln die Straßenseite, sie schauen bewusst weg, rollen mit den Augen.

•gestern

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Klingt tatsächlich „nicht so schlimm“ …

Wenn ich erzähle, wie es mir täglich ergeht, glauben mir die Leute oft nicht und sagen: „Du doch nicht, stimmt doch nicht, bist zu sensibel, hast du dir ausgedacht, hast du missverstanden.“ Selbst meine Familie glaubte mir manchmal nicht, von nahestehenden Verwandten bekam ich zu hören: „Ach, übertreib nicht“, oder „Dann guck halt weg“. Ich habe aber gar keinen Grund, mir all diese hässlichen Erlebnisse auszudenken. Ich wünschte ja, es wäre nicht so, dann wäre ich voll entspannt.

Aber diese Alltäglichkeiten vermitteln das Gefühl, dass man nie dazugehört, egal wie sehr man dazugehört. Und das bei so einem wie mir! Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen. Ich komme nicht von außen, man kann in meinem Fall also nicht einmal von „Integration“ sprechen. Ich bin sozusagen „voll normal“, der einzige Unterschied liegt in meiner........

© Berliner Zeitung


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