Je größer die Kraftausdrücke, desto weniger Kraft. Den „Booster“, den Wirtschaftsminister Habeck offenbar von sich selbst fordert, um die auch von seiner Koalition heruntergedimmte Wirtschaft aufzupäppeln – den braucht auch die Ukraine. Zum Leben. Was für Deutschland ein „Wumms“ ist, sogar ein doppelter, ist für das überfallene Land ein bitter nötiger Beitrag, um einen mordenden Aggressor abzuwehren.

Die Ampelkoalition, die nach eigenem Bekunden jedenfalls nicht will, dass die Ukraine verliert, hat ihre eigene Unentschlossenheit und Widersprüchlichkeit in der Taurus-Debatte offengelegt. Sie will also die Lieferung von „zusätzlich erforderlichen weitreichenden Waffensystemen“ – darunter verstehen auch Abgeordnete der Ampel die Marschflugkörper –, aber eben jetzt nicht ausdrücklich den Taurus, wie es die Union fordert. Was für ein Aufwand für eine Posse, hinter der der schreckliche Anlass völlig verschwindet.

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Die Ukraine braucht sofort das, was nötig ist, um Leben zu retten. Denn darum geht es. Hinter kühl anmutenden Begriffen wie Souveränität und Integrität stehen unschuldige Menschen, die von Putins Regime bombardiert werden. Zu ihrem Schutz, nicht aus Kriegsbesoffenheit, muss sich jedes friedliebende Land verpflichtet fühlen. Aus Humanität – und um nicht genauso zu enden. Kiew braucht gerade jetzt dringend die nötigen Waffen samt Munition, um den Aggressor niederzuhalten und von Nachschub abzuschneiden.

Dazu muss vor allem Bundeskanzler Scholz seine Angst überwinden. Deutschland kann wirksam helfen, ohne selbst in den Krieg einzugreifen und auch ohne zu „eskalieren“ – wenn man denn dieses Wort nach Russlands beispiellosem Bruch mit der internationalen Ordnung auf Verteidigerseite überhaupt verwenden will. Deutschland hat Beachtliches geleistet. Regierung und Koalition haben die andauernde Pflicht, dafür zu sorgen, dass das nicht umsonst war. Wenn wir uns in der Ukraine nicht verteidigen, gibt es bald hier auch nichts mehr zu verteidigen.

QOSHE - Wo bleibt der Booster für die Ukraine? - Reinhard Müller
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Wo bleibt der Booster für die Ukraine?

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22.02.2024

Je größer die Kraftausdrücke, desto weniger Kraft. Den „Booster“, den Wirtschaftsminister Habeck offenbar von sich selbst fordert, um die auch von seiner Koalition heruntergedimmte Wirtschaft aufzupäppeln – den braucht auch die Ukraine. Zum Leben. Was für Deutschland ein „Wumms“ ist, sogar ein doppelter, ist für das überfallene Land ein bitter nötiger Beitrag, um einen mordenden Aggressor abzuwehren.

Die Ampelkoalition, die nach eigenem Bekunden jedenfalls nicht will, dass die Ukraine verliert, hat ihre eigene Unentschlossenheit und........

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