RAF-Terroristin gefasst. Eine Meldung wie aus einer fernen Zeit. Doch ist diese Zeit nicht vergangen. Immer noch sind Terroristen auf der Flucht. Es fällt schwer, ihnen den Zusatz „ehemalige“ zu verleihen. Denn die vermeintlichen RAF-Rentner haben ihren Lebensunterhalt durch bewaffnete Überfälle bestritten, inklusive Panzerfaust. Und sie gehören der sogenannten dritten Generation der Terrorgruppe an, die sich zwar längst für aufgelöst erklärt hat – deren Untaten aber bei Weitem nicht aufgeklärt sind.

Die RAF pflegte enge Kontakte zu palästinensischen Terroristen; Kinder der NS-Generation wurden in nahöstlichen Lagern und in Feindschaft zu Israel ausgebildet. Buchstäblich ins Visier nahmen sie hierzulande vor allem Repräsentanten von Staat und Wirtschaft, schonten aber auch kein Begleitpersonal und ermordeten einen jungen amerikanischen Soldaten, um an seinen Dienstausweis zu gelangen. Die RAF hielt die Republik in Atem – und obwohl die letzten Verurteilten längst wieder in Freiheit sind und sich auch viele einstige Anhänger abgewandt haben, so existiert doch immer noch eine fortwirkende Treue unter den alten Kameraden. Man verpfeift sich nicht.

Zu den letzten der RAF zugeschriebenen Morden gibt es zwar Spuren. Die Taten sind aber nicht ­ansatzweise aufgeklärt. Wer tötete den Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Alfred Herrhausen mit einer aufwendigen Sprengfalle? Wer erschoss den Treuhand-Chef Detlev Rohwedder in seinem Arbeitszimmer?

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Es ist zu hoffen, dass die jetzt Festgenommene, der nicht nur Raubüberfälle vorgeworfen werden, nur der Auftakt einer neuen Verfolgungsdruckwelle ist. Denn es geht hier nicht um Historisches. Sondern um Recht und Gerechtigkeit. Und es geht auch um das damals wie heute geprüfte Selbstverständnis dieses Landes. Gewalt, auch wenn sie sich zunächst nur gegen Sachen richtet, darf niemals Mittel der Politik sein. Im Zweifel für die Freiheit. Das ist genauso Staatsräson, wie dass es Befreiungskampf und Widerstand gegen den demokratischen Rechtsstaat nicht geben kann.

QOSHE - Ferner, naher RAF-Terror - Reinhard Müller
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Ferner, naher RAF-Terror

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27.02.2024

RAF-Terroristin gefasst. Eine Meldung wie aus einer fernen Zeit. Doch ist diese Zeit nicht vergangen. Immer noch sind Terroristen auf der Flucht. Es fällt schwer, ihnen den Zusatz „ehemalige“ zu verleihen. Denn die vermeintlichen RAF-Rentner haben ihren Lebensunterhalt durch bewaffnete Überfälle bestritten, inklusive Panzerfaust. Und sie gehören der sogenannten dritten Generation der Terrorgruppe an, die sich zwar längst für aufgelöst erklärt hat – deren Untaten aber bei Weitem nicht aufgeklärt sind.

Die RAF........

© Frankfurter Allgemeine


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