Auf dem CDU-Parteitag wird der Vorsitzende Friedrich Merz mit einem guten Ergebnis im Amt bestätigt. Doch Kanzlerkandidat ist er damit noch lange nicht.

Es gab vor dem 36. Bundesparteitag der CDU eine gewisse Unruhe in den Reihen der Christdemokraten. Ministerpräsidenten wie der Schleswig-Holsteiner Daniel Günther meldeten sich mit vorsichtiger Kurskritik an ihrer Partei und dem Vorsitzenden Friedrich Merz zu Wort. Ein Nachrichtenmagazin meinte, bislang gut versteckte Dämonen des Sauerländers entdeckt zu haben. Solch Druck von außen kann entweder einen Keil in die Reihen treiben – oder sie eng zusammenschweißen. Bei der CDU ist letzteres passiert.

Schon viele Jahre nicht mehr hat sich ein Bundesparteitag zum Auftakt so demonstrativ geschlossen präsentiert. Allerdings sollte nach zwei Jahren Amtszeit von Merz niemand dem Irrtum verfallen, die Partei sei ein Kuschelclub geworden. Das war die CDU nie, von Angela Merkel beispielsweise sind viele innerparteiliche Machtworte überliefert, die langjährige Kanzlerin und Vorsitzende konnte Hoffnungen zerstören und Karrieren beenden.

Merz hat den Laden im Griff, das zeigt sein sehr gutes Wahlergebnis von rund 90 Prozent. Noch, denn die eigentliche Bewährungsprobe steht ihm erst bevor. Opposition ist, um es mit den Worten des SPD-Politikers Franz Müntefering auszurücken, einerseits Mist. Andererseits ist sie einfach in der Handhabung. Merz kann Krawall machen, die Ampel angreifen, wie es ihm beliebt. Politische Verantwortung muss er dafür nicht übernehmen. Damit ist es mit diesem Parteitag vorbei.

Bald beginnt die Aufstellung der Kandidatenlisten zur nächsten Bundestagswahl. Am 9. Juni wird in Deutschland für das EU-Parlament gewählt, gleichzeitig gibt es Kommunalwahlen in neun Bundesländern. Es folgen die Ost-Landtagswahlen im September. Der Vorsitzende braucht dabei bessere Ergebnisse, als die Umfragen es derzeit abbilden. Und noch ist unklar, ob er das als Vorsitzender leisten kann.

Nach einer eher einlullenden denn mitreißenden Rede auf dem Parteitag sind Zweifel erlaubt, ob Merz im Wahlkampf die Bierzelte mitreißt - oder der Vortragssaal mit gesetztem Publikum eher sein Metier ist. Kann der Vorsitzende seine persönlichen Beliebtheitswerte steigern oder verharrt er auf niedrigem Niveau? Am Ende muss Merz die wichtigste aller Fragen beantworten: Kann er Kanzler?

Der Anfang ist gemacht. Aber ein eindeutiges Ja steht noch hinter keiner dieser Fragen. „Zukunft gemeinsam gewinnen“, lautet das Motto des Parteitages. Für die CDU an sich mag das gelten. Der Vorsitzende muss jetzt aber zeigen, wozu er allein in der Lage ist, er muss seine Führungsqualitäten deutlicher herausarbeiten. Nur dann wird er Spitzenkandidat werden.

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QOSHE - Merz bleibt CDU-Chef: Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt - Stefan Lange
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Merz bleibt CDU-Chef: Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt

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06.05.2024

Auf dem CDU-Parteitag wird der Vorsitzende Friedrich Merz mit einem guten Ergebnis im Amt bestätigt. Doch Kanzlerkandidat ist er damit noch lange nicht.

Es gab vor dem 36. Bundesparteitag der CDU eine gewisse Unruhe in den Reihen der Christdemokraten. Ministerpräsidenten wie der Schleswig-Holsteiner Daniel Günther meldeten sich mit vorsichtiger Kurskritik an ihrer Partei und dem Vorsitzenden Friedrich Merz zu Wort. Ein Nachrichtenmagazin meinte, bislang gut versteckte Dämonen des Sauerländers entdeckt zu haben. Solch Druck von außen kann entweder einen Keil in die Reihen treiben – oder sie eng zusammenschweißen. Bei der CDU ist letzteres passiert.

Schon viele Jahre nicht mehr hat sich ein Bundesparteitag zum Auftakt so demonstrativ geschlossen........

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